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Männer des Musikvereins

Ühlingen-Birkendorf 14. April 2020


Diese Männer prägten die Trachtenkapelle Birkendorf

 

Die Trachtenkapelle Birkendorf wird in diesem Jahr 150 Jahre alt. Dies ist für den Dorfchronisten Josef Kaiser Anlass, auf die prägenden Persönlichkeiten des Vereins zu blicken.
 

Trachtenkapelle heute

Bild: Annika Schwarz

 

Es dauerte 101 Jahre bis 1971 erstmals eine Frau in der Trachtenkapelle Birkendorf mitspielen durfte. Heute wäre der Verein ohne Musikerinnen gar nicht mehr zu Auftritten fähig.
 

Die Nachkommen der Männer der ersten Jahre leben heute noch im Dorf, es sind Namen wie Julius Kaiser, Ferdinand Matt, Tobias Flügel, Emil Beringer, Wilhelm Albrecht und Albin Blatter. Sie meisterten in den 1880er-Jahren die durch Auswanderung nach Amerika bedingte erste große Krise, die beinahe den Verein zum Erliegen brachte.

 

1908 übernahm Heinrich Bernauer den Dirigentenposten, bis er 1920 zum Bürgermeister gewählt wurde. Wer „Karriere“ beim Musikverein machte, hatte auch eine gute Basis für die Karriere im Dorf, denn auch Wilhelm Albrecht und Julius Kaiser, waren zuvor im Verein an führender Stelle. Ähnlich war es bei Eugen Kaiser 50 Jahre später.

 

Am 15. Januar 1918 schrieb der Kaufmann und Schriftführer Friedrich Blatter ins Protokoll: „Fürchterlich war der Krieg!“ Der Musikverein verlor sechs Kameraden, aber das Leben ging weiter. Im März 1920 wurde der Verein reaktiviert mit dem Bauern Josef Albrecht (Chlibuebe Sepp) als Vorsitzendem. Er löste nach 20 Jahren Stefan Kromer ab. Maurermeister Ferdinand Kistler übernahm damals den Dirigentenposten.

 

Ernst Schwörer„Goldene 20er.Jahre“ hatte auch der Musikverein, als 1927 der Hauptlehrer Ernst Schwörer aus Neustadt die Vereins- und musikalische Leitung übernahm. Er organisierte Ausflüge mit dem „Höhenwagen“ zu Eiger, Mönch und Jungfrau, aber auch Reisen nach Kehl und Überlingen, wo man bei den dortigen Wertungsspielen glänzend abschloss.
Schwörer war aber auch ein hellsichtiger und mutiger Mann in einer dunklen Zeit: 1933 schrieb er auf die Straße: „wer Hitler wählt, wählt den Krieg!“.


1934 wurden er und seine aus Birkendorf stammende Frau Maria Blatter strafversetzt. Schwörer starb 1937.

 

Die Gleichschaltung im Nazi-Staat fegte dann seinen Nachfolger von der Vereinsspitze; er wurde durch das Parteimitglied Friedrich Boll ersetzt. Johann Blatter (ab 1948 Bürgermeister) durfte ab 1936 als Feuerwehrführer auch die Feuerwehrmusik übernehmen, aber 1939 trat er als „Schwarzer“ auf Druck von oben von seinem Posten zurück.

 

Alfred RebmannSein Nachfolger Ernst Dörflinger musste 1939 als erster in den Krieg, ab dann führte Dirigent Alfred Rebmann den Verein alleine. Er wird ein Vierteljahrhundert lang zum wichtigsten Mann der Vereins. Zunächst hielt er das im Krieg immer kleiner werdende Häuflein der Musikanten zusammen und sorgte auch wieder für den Neubeginn 1946.

 

Eugen KaiserEben aus der französischen Kriegs-gefangenschaft heimgekehrt, wurde Raumausstatter Eugen Kaiser 1948 zum Vorsitzenden gewählt. Nach beruflich bedingten Pausen blieb er dann von 1958 bis 1971 an der Spitze der Musiker. Als Geschäftsführer des Fremdenverkehrs und ab 1969 als Bürgermeister prägte er das Gesicht von Verein und Dorf.


Der plötzliche Tod von Dirigent Alfred Rebmann im Juni 1960 war ein schwerer Schlag, sein Sohn Richard Rebmann folgte ihm bis 1981. Wie sein Vater wurde er zu einer prägenden Gestalt des Vereins. Auch sein Nachfolger, der Ühlinger Erich Philipp, von Beruf „Postler“, aber Musiker aus Leidenschaft, bewältigte mehr als 12 Jahre lang mit großem Einsatz die durch die zahlreichen touristischen Auftritte oft grenzwertige Belastung für alle Beteiligten. Hansjörg Dörflinger führte den Verein  von 1971 bis 1985; kürzere Amtszeiten hatten Markus Hirzle (bis 1988) und Bernhard Stulz (bis1990). Jürgen Weber, ein engagierter Neu-Birkendorfer, blieb bis 2002 an der Spitze der Trachtenkapelle, gefolgt von Michael Frommherz (bis2008).


In den 90er-Jahren erreichte eine neue musikalische Welle die Trachtenmusiker. Die Jahreskonzerte ab 1996 mit dem jungen Hansjörg Hizle als Dirigent führten mit Swing-, Rock- und Popmusik nicht selten zu Ovationen.


Ab 203 wollte sich aber partout kein neuer Dirigent finden, bis der 17-jährige Handwerkslehrling Patrick Schwenninger sich mutig bereit erklärte, diese Aufgabe zu übernehmen. 2008 konnte er eine intakte Kapelle an den schon erfahrenen Dirigenten Michael Kunzelmann aus Rothaus übergeben, der das Niveau der Trachtenkapelle von Jahr zu Jahr steigern konnte. Zusammen mit Patrick Schwenninger als Vorsitzenden (seit 2008) und einem jungen Vorstand darf der Verein voller Selbstbewusstsein in das diesjährige Jubiläumsjahr gehen.


Übrigens: Es hat 101 Jahre gedauert, bis mit Christiane Fechtig die erste Frau in den Reihen der Aktiven auftauchte, heute wäre die Kapelle ohne die Frauen gar nicht mehr spielfähig.