Musiker im Wandel der Zeit
SÜDKURIER, 11. März 2010
Musiker im Wandel der Zeit
Trachtenkapelle Birkendorf feiert ihr 150-jähriges Bestehen
von Josef Kaiser
Ühlingen-Birkendorf Im Mai wird die Trachtenkapelle Birkendorf über fünf Tage hinweg ihr 150-jähriges Bestehen feiern. Die Art und Weise, wie man diese Feste feiert, spiegelt sich auch die geistige, soziale und politische Gegebenheit der jeweiligen Zeit wider. Es ist daher interessant anhand der Recherchen des Birkendorfer Chronisten Josef Kaiser, einen Blick auf die früheren Jubelfeiern der Musiker zu werfen.
Josef Kaiser berichtet: Vor 110 Jahren wurde das 40-jährige Stiftungsfest gefeiert. Weiß gekleidete Ehrenjungfrauen durften früher bei einem solchen Fest nicht fehlen, und im Mittelpunkt des festes stand ein Wettspiel mit 14 Vereinen, von einer Jurystrengen von auswärts. Dabei wurden vor allem Ouvertüren und Auszüge von Opern, aber auch Polkas und Märsche aufgeführt. Rund 1500 Menschen sollen sich die auf dem Festplatz eingefunden haben. Eine ganz erstaunliche Zahl, wenn man bedenkt, dass Birkendorf damals knapp 500 Einwohner hatte und die auswärtigen Besucher mit der Kutsche, dem Fuhrwerk oder zu Fuß anreisen mussten.
Das Gründungsfest zum 50-jährigen Bestehen im Jahr 1920 beschränkte sich kurz nach dem Ende des ersten Weltkriegs auf einen Festgottesdienst mit Gefallenenehrung. Es wurden aber viele Ehrenmitglieder ernannt.
Auch das 60-jährige Stiftungsfest im Jahr 1930 feierte man im kleinen Rahmen, wie das Protokoll bemerkt, denn die große Weltwirtschaftskrise hette auch bereits ihren Schatten auf das kleine Schwarzwalddorf geworfen. Das sonntägliche Hauptfest begann mit einer Tagwache um 6 Uhr. Es folgte der Festgottesdienst, bei dem sich auch die Feuerwehr, der Kriegerverein, der Männergesangverein, die Radfahrer, die Festjungfrauen und der Gemeinderat beteiligten. Es folgten ein Frühschoppenkonzert in der“ Birke“ und ein Festakt in der „Post“, bei dem Fritz Blatter vom damaligen Kaufhaus Blatter die Geschichte des Vereins darlegte. Beim nachmittäglichen Festkonzert beschränkte man sich auf fünf nachbarvereine, das Fest endete am Montag mit einem Kinderfest und Tanz in der damaligen Dorfkneipe, dem „Kranz“.
Nach dem Krieg erwachte wieder Lebensfreude
Die 70-Jahr-Feier im Jahr 1940 fiel dem Krieg zum Opfer, aber die Feier des 80-jährigen Bestehens im Jahr 1950 zeugte bereits vom wieder erwachten Lebenswillen der Birkendorfer. Tanz auf der Festbühne und in allen Wirtschaften und ein Kinderfest gehörten dazu – und wie 1910 mussten die Ehrenjungfrauen dabei sein, allerdings zum letzten Mal.
Der Chronist, Josef Kaiser, erinnert sich, wie stolz er war, als „Täfelebueb“ für den Festumzug mit zwölf Vereinen auserwählt worden zu sein. Meine Enttäuschung war unendlich groß, als dann mein Musikverein kurzfristig absagte, weil der sonnige Festsonntag von den betreffenden Musikanten lieber zum Heuern benutzt wurde. Erneut legte Fritz Blatter Beim Festakt in der „Post“ die Geschichte des Musikvereins darlegte.
Im August 1970 stand die 100-Jahr-Feieran. 30 Musikvereine zogen beim Festumzug durch das blumen- und fahnengeschmückte Dorf. Galakonzerte der Stadtkapellen aus Löffingen, Elzach und CH-Weinfelden standen im Mittelpunkt des musikalischen Programms. Das Fest war jedenfalls eine große Werbung für den damaligen aufstrebenden Kurort Birkendorf.
Ähnlich feierte man im Jahre 1980 das 110-Jährige – mit Tanzabend in der Reithalle von Richard Stolz und einem Galakonzert im neuerbauten Haus des Gastes.
Auch die 125-Jahr-Feier im Jahr 1995 wurde noch traditionell gefeiert mit Festbankett, Tanzabend mit der damaligen Kultband „Popkorn“ und Galakonzert im Haus des Gastes mit Musikvereinen aus Elzach und Gechingen (letztere mit dem Birkendorfer Anton Hirzle als Dirigent) .
Das 140-Jährige feierte die Trachtenkapelle mit den Birkendorfer Vorzeigegruppen „Fabulous Four“ und „Luddi“, die das Konzert im Haus des Gastes bestritten. Das erste Schopfschellenfest bei diesem Jubelfest war dann auch ein großer Erfolg.
Der Chronist: Josef Kaiser (78) stammt aus Birkendorf