37 Die Brauerei Rothaus

47.  Die Brauerei R o t h a u s.

 

Inmitten herrlicher Tannenwaldungen und prächtiger  staatl. Forsten liegt 1000 m ü.d.M. die Staatsbrauerei Rothaus, weithin bekannt, an der Straßenkreuzung Bonndorf-Seebrugg-Tiengen. Sie ist ein beliebter Ausflugsort für Birkendorf und es ist 8 km von hier entfernt. In früheren Zeiten stand da die Weinschenke „zum Roten Haus“, die vom sanktblasischen Stift um 3000 fl. gekauft und 1772 durch einen Neubau ersetzt wurde.

 

Zur Errichtung eine Brauerei entschloss man sich nach mancherlei bedenken unter Fürstabt Gerber. Der Bau wurde 1792 vollendet. Die Bierzufuhr nach der Residenz des Fürstabtes konnte nun mit geringen Fuhrkosten auch leichter und mühelos bewerkstelligt werden. Die junge Klosterbrauerei entwickelte sich glänzend dank des ausgezeichneten Brauwassers aus dem Granitgebirge, der reinen Höhenluft und der Qualitätsgerste, die anfänglich aus der Rottenburger Gegend bezogen wurde, weil um Bonndorf und in der Baar noch keine angebaut wurde.

 

Der Preis des Bieres betrug anfänglich für die Rothauser Maß = 1,6 l sechs Kreuzer, für Doppelbier acht Kreuzer. Die Wirte durften 2-3 Kreuzer dazuschlagen.

 

Zum besseren rentablen Betrieb, mit dem eine Viehmästung verbunden war, wurde 1793/)$ DIE NAHE ANGRENZENDEN Höfe am Dürrenbühl angekauft. Dieses Areal gehört heute nicht mehr zur Rothausbrauerei, ist aber noch Domänebesitz. Nicht lange sollte sich das Kloster des jungen Besitzes erfreuen, durch den Preßburger Frieden (1805) wurde das Gebiet des Klosters St. Blasien und damit auch die Brauerei dem Badischen Staate als Eigentum zugesprochen. Aus der ehemaligen Klosterbrauerei ist nun seit diesem Jahre die weithin bekannte Staatsbrauerei geworden und geblieben bis zum heutigen Tag mit wachsendem Reinertrag.

 

Nachdem wiederholt verschiedene Verkaufsversuche ohne Erfolg blieben da die für die damalige Zeit abgelegene Lage das Privatkapital zum Erwerb nicht reizen konnte, wurde die Brauerei 1842/46 mit einem Aufwand von 233.000 fl. umgebaut. Wiederholte Brandfälle führten stets zu neuen verbesserten Inneneinrichtungen.

 

In den vierziger Jahren des 19. Jh. arbeitete man mit einem Durchschnittlichen jährlichen Reinertrag von 8.300 fl. 1871 wurde die Brauerei an eine Gesellschaft verpachtet, die aber in Zahlungsschwierigkeit geriet und 1875 wurde der Betrieb wieder in eigene Verwaltung genommen. Der Bierabsatz betrug 1846 10.800 hl, ging 1865 auf 7.500 hl zurück undn erreichte 1889 den Ausstoß von 16.900 hl. Wiederholte Angriffe der Konkurrenz gegen die Staatsbrauerei bildeten die Ursache, dass die Bad. Domäne im Jahre 1922 den Betrieb als solchen aus dem Staatsvermögen ausschied und in eine Aktiengesellschaft umwandelte mit der Bestimmung, dass alle Aktien im Besitz des Badischen Staates bleiben sollen. Neuanschaffungen im Betrieb, Erwerb zweier Brauereien führten zu einer ungeahnten Entwicklung, so dass die Brauerei ihren Bierausstoß gegenüber früher mehr als verdoppeln konnte. Die Einrichtung ist heute mustergültig. Wirtschaftlich hat die Brauerei die Aufgabe, hier auf dem Hochschwarzwald im Sinne der angetretenen Erbschaft vom Benediktiner-Kloster St. Blasien Handel und Wandel auf des Schwarzwaldes Höhen zu befruchten und der weniger gut situierten Bevölkerung der Umgebung lohnende Arbeit zu bringen.