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33 Kaufhaus Blatter, Gästhöfe in Birkendorf

38. Kaufhaus Blatter

 

Im Mitteldorf, hart an der Landstraße nach Rothaus und benachbartem Gasthaus zur Birke, liegt dieses Kaufhaus, das früher, noch vor dem ersten Weltkrieg das führende Geschäftshaus der ganzen Umgebung war.

Der einstige Besitzer, Adolf Kaiser, war ein Mann von Energie und Weitblick. Von diesem Warenhaus aus wurden die Kaufleute der Umgegend mit allerlei Waren versorgt. Eine große Landwirtschaft gehörte noch zum Anwesen. Mit seinen sechs Pferden holte Kaiser die eingekauften Waren in Freiburg, später in Titisee, ferner das Salz in Dürrheim per Achse hierher und wurde sodann den Kleinkaufleuten ausgeführt. Kaiser leitete mit Umsicht und Geschick sein Geschäft. Nach seinem Tode 1872 führte sein ältester Sohn Karl Otto den Betrieb weiter, doch gelang es ihm nicht, die Bedeutung des Hauses beizubehalten. Landwirtschaft und Kaufladen kamen unter den Hammer. Im Jahre 1892 kaufte der frühere Bankvorstand Albin Blatter das Haus und durch dessen Fleiß mit Umsicht kam das Geschäft wieder hoch. Die Käufer kamen aus der näheren und weiteren Umgebung. Blatter trieb auch einen ausgedehnten Weinhandel, besonders mit spanischen und französischen Rotweinen. Seit seinem Tode führt der älteste Sohn Fritz Blatter das Geschäft weiter.

 

 

 

39.    Gasthöfe in Birkendorf

 

a)         Gasthaus zur Birke

 

Zu Beginn der 50er Jahre des 19. Jh. besaß das heutige Gasthaus zur Birke, heute noch im Volksmund „Bräue“ genannt, der Bierbrauer Selg, der sehr in Schulden geraten war und 1849 vergantet wurde.

 

Der Vater des Leopold Berger hatte sich für Selg für 5000 Gulden verbürgt. Um nicht alles zu verlieren, griff Bergers Mutter damals zu und erwarb Brauerei und Wirtschaftsgebäude samt Einrichtung um die verbürgte Summe. Wohl hatte Leopold Berger das Meisterrecht im Bierbrauen 1855 erworben, doch wurde ihm die Genehmigung zum Ausschank seines selbstgebrauten Bieres versagt; er durfte jedoch sein Erzeugnis außer dem Hause verkaufen.

 

Durch mehrere Eingaben und Bittschriften an die zweite Kammer und an das Ministerium des Innern erreichte Berger sein gewünschtes Recht (1858). Schon s.Zt. beklagte sich der Wirt, dass ihm die Rothausbrauerei große Konkurrenz biete.

 

In den 70er Jahren wurde beim Igelschlatter Sägewerk (heutiger Besitzer Braun) mit hohen Kosten ein Bierkeller tief in die Bergwand getrieben, wo dann das Bier kühl gelagert wurde. Durch das Aufblühen der Rothausbrauerei wurde die kleine Brauerei Berger ausgeschaltet.

 

Berger starb kinderlos; seine Frau Sophie geb. Böhler von Reiselfingen kehrte wieder in ihr Elternhaus zurück. Die Bräue kam jetzt durch Kauf in die Hände von Johann Blatter, der im Beck’schen Haus eine Wirtschaft betrieb. Das neuerworbene Anwesen wurde zu den heute vorhandenen Wirtschaftsräumlichkeiten umgebaut. Der neue Besitzer starb 1811 und das Geschäft ging durch Kauf an Baptist Kirner aus Lenzkirch über. Später erwarb es Fechtig „zur Post“ hier, der es seinem Sohne Johann übergab und heute noch Inhaber ist.

 

b)         Gasthaus zum Hirschen

 

In den siebziger Jahren des 19. Jh. besaß diesen Gasthof Isidor Fechtig. Von hier aus wurde damals das Postfuhrwerk bestellt, doch durch Differenzen mit der Postdirektion Konstanz kam der ganze Betreib in die Hände des Karl Friedrich Keßler im Unterdorf.

 

Im  Jahre 1893 verkaufte J. Fechtig seinen Hof mit Gastwirtschaft an Viktor Rebmann, der bei Keßler in der Lehre stand, da Keßler noch einen Eisenhandel betrieb und den er später an Rebmann abtrat.

 

Rebmann erwarb das Haus des jetzigen Sattlermeisters K. Friedrich Fechtig käuflich und führte darin den Eisenhandel weiter. Nach seiner Verheiratung mit Elisabeth, der Tochter des Holzhändlers Matt von Grafenhausen erweiterte er in den 90er Jahren den „Hirschen“ und trieb zu seinem bisherigen Handel auch noch bedeutenden Holzhandel. Weil dieses Geschäft große finanzielle Vorteile brachte, erstellte er dem „Hirschen“ benachbart an der Landstraße ein schönes Haus, worin heute sein Sohn Alfred Rebmann neben dem Handel mit Eisenwaren und Haushaltswaren auch den Vertrieb von Maschinen, hauptsächlich landwirtschaftlicher Art vornimmt. Den Hirschen übergab Viktor Rebmann seinem Sohn Ernst, der im zweiten Weltkrieg leider in Feindesland fiel.

 

 

c)         Gasthaus zur Post

 

Am Südausgang unseres schöngelegenen Dorfes liegt hart an der Landstraße Seebrugg-Tiengen das geräumige, bestrenommierte, mit zwölf Fremdenzimmern versehene Gasthaus zu Post. Der Name des früheren Besitzers Karl Heinrich Keßler recht zurück bis 1843. In den achziger Jahren des letzten Jahrhunderts hatte der Nachfolger Karl Friedrich Keßler auch das Postfuhrwerk übernommen, das bisher von Hirschenwirt J.Fechtig geführt wurde.

 

Im Jahre 1904 verkaufte Fr.Keßler Albert das gesamte Anwesen an Albert Gall, dem aber die Schwarzwaldluft nicht gefiel und daher schon 1906 das Anwesen samt Postführung an den Hofhändler Jakob Guggenheim in Bonndorf verkaufte und dieser es wieder gegen Tausch an  Karl Friedrich Fechtig absetzte, der eine mittlere Landwirtschaft mit Bäckerei im Außendorf Hecke betrieb. Der Alte Besitz des K. Fr. Fechtig wurde mit35.000 M bewertet, während sein neuerworbenes Anwesen mit 98.000 M belegt wurde. Am 5. Dezember 1912 brannte das gesamte Anwesen infolge Selbstentzündung durch Heu ab. Das große neue Gebäude bildet eine Zierde für das Dorf. Mehrere Jahre hindurch war der Besitzer auch Posthalter, d.h. mit seinen 24 Pferden, die für die Postfuhren zur Verfügung standen, wurden die Strecken Tiengen-Schluchsee und Bonndorf gefahren. Birkendorf war Umspannstation, wo also die Zugpferde ausgewechselt wurden. Sämtliche Tiere waren Eigentum des Posthalters Fechtig. Er erhielt für seine Tätigkeit pro Monat 1.200 – 1400 M und musste um diesen Preis für alle entstandenen Kosten sowohl für Pferde als für Geschirre, Hufbeschlag, Fütterung der Tiere etc. aufkommen.

 

Die Fahrten waren Winters über recht schwierig durch die ungleichen Schneeverhältnisse infolge der großen Höhenunterschiede wischen der tiefsten und der höchsten Station. Tiengen 347 m, Schluchsee 950 m. Während im Rheintal Feld und Straße schneefrei waren, lag hier oben oft der Schnee noch metertief.

 

Jeder Postwagenführer, der 12 Jahre hindurch seinen schweren Dienst tat, der hauptsächlich im Winter auf unseren Höhen große Anforderungen an den Mann stellte, erhielt als Auszeichnung eine Ehrenpeitsche überreicht und hatte somit Anrecht auf Anstellung bei der Post als Briefträger und dergl.. Die Zeit blieb auch hier nicht still stehen; denn der große Fortschritt der Technik griff ein und verdrängte die Romantik im Postwesen und im Jahre 1912 wurde die Pferdepost durch die Kraftpost abgelöst. Heute stellen drei Postkurse den täglichen Verkehr zwischen Tiengen und Seebrugg her.

 

 

 

 

40.  Errichtung einer Postanstalt

 

Unter dem 9. August 1836 bemühten sich die Strohmanufakturisten und Handeslsleute

Gantert Vater und Sohn

zu Birkendorf um die Einführung eines Postkurses durch Birkendorf und zugleich um Errichtung einer Postanstalt daselbst, weil die kommerziellen Verhältnisse des Ortes dies verlangten. Die Postsachen wurden bisher nur einmal in der Woche von einem fahrenden Landboten von Donaueschingen nach Bonndorf gebracht. Der Briefempfänger musste sich aber in Donaueschingen bürgermeisteramtlich legitimieren, dass er der Adressat ist oder musste einen Freund dort zum Empfang der Poststücke bevollmächtigen, was natürlich zeitraubend und sehr beschwerlich war, zumal oft durch den Zeitverlust den hiesigen Geschäftsleuten großer Schaden erwuchs.

 

Im Juli1838 wird von privater Seite eine Vermehrung des wöchentlich zweimal bestehenden Botengangs Bonndorf – Birkendorf angeregt. Der Gemeinderat von Birkendorf wendet sich gegen die Einführung neuer Botengänge (gez. im Aug. 1838 Bürgermeister Weiler, Fidel Albrecht, Rheiner, Ratschr.)

 

Der Gemeinderat von Bettmaringen wünscht allerdings den geplanten Postkurs Stühlingen – Bettmaringen, doch müssen die daraus entstehenden Kosten aus Staatsmitteln gedeckt werden, da im Orte keine nennenswerten Gewerbe vorhanden sind und eine vermehrte Einführung von Botengängen nur im Interesse der Handelsleute von Birkendorf liege, andernfalls die bisherige Errichtung des Botenganges in Wirksamkeit bleiben möge.

 

Der Gemeinderat von Grafenhausen war für diese Angelegenheit am fortschrittlichsten eingestellt und meldet, dass nicht nur durch die gemeldeten neuen Postkurse Grafenhausen – Birkendorf die Geschäftshäuser gewinnen, sondern auch die übrigen Bewohner ihren Nutzen von der Einführung vermehrter und direkter Postkurse haben. Die Briefe, die nach Tiengen oder Waldshut gerichtet sind, würden somit nicht mehr den Weg nach Bonndorf machen; es wäre das eine Kosten- und Zeitersparnis, da jeder Brief mit dem Boten zur Post nach Bonndorf gebracht 2 Kreuzer kostet, also oft mehr, als die Posttaxe beträgt. Nicht neue Botengänge sind zweckdienlich, sondern direkter Postdurchgangsverkehr, was eine raschere und sorgfältigere Briefzustellung mit sich bringen würde.

gez. Vogt, Bürgermeister.

 

Der Amtliche Entschluss vom Okt. 1838 lautet:

… dass man sich in der Sache veranlasst sehe, in dieser Sache nicht weiterzuschreiten. Wann es zur Einführung der Postlinie Seebrugg – Tiengen kam, kann nicht mehr festgestellt werden, da die Urkunden durch Kriegseinwirkung des zweiten Weltkriegs größtenteils der Vernichtung anheimfielen, so in Tiengen und Freiburg.

 

Birkendorf wurde bei dem neuerstandenen Pferdepostkurs Zentrale und erhielt ein Postamt, das jedoch im Jahre 1924 in eine Postagentur umgewandelt wurde. Nachdem die Schlüchttslstraße für den Postverkehr erschlossen wurde, ging die Fahrt nicht mehr über das Berghaus.

 

Der SÜDKURIER berichtet unterm 20.12.1861 von dieser Straße:

Auf 80 Jahre ihres Bestehens kann die bekannte Schlüchttslstraße zurückblicken. Sie wurde im Herbst 1881 in Angriff genommen und nach sechsjähriger Bauzeit dem Verkehr übergeben. Als Verbindung führt sie von Tiengen aus über Bruckhaus – Gutenburg – Witznau nach Ühlingen und löste die alte, seit Jahrhunderten benutzte Landstraße ab, die von Der Klettgauhauptstadt über den Bergrücken zwischen Schlücht und der Steina nach Ühlingen ging

 

 

41.  Zeit ist Geld

 

In aller Stille vollzieht sich gegenwärtig wie fast überall auf dem Lande eine Umwälzung  ohne Beispiel. Schuld daran ist die Motorisierung, angefangen von der Werkstatt des Handwerkers bis zum motorisierten Betrieb des Landwirts. Gerade in der Landwirtschaft spielt die Kraftmaschine in heutiger Zeit eine wesentliche Rolle. Das langsam dahinfahrende Kuh- und Ochsengespann mit dem Peitschenknallenden Bauern an der Seite ist zur Seltenheit geworden. Sein „Hüh“ und „Hot“ ist nicht mehr auf der Straße zu hören; an diese Stelle ist jetzt das Geknatter der Traktorenfahrzeuge zu vernehmen und bald in jedem bedeutenden landwirtschaftlichen Betrieb steht eine solche Maschine, die bei jeder Arbeit als große Stütze dem Landwirt dient. Gerade durch die Weitverzweigten und weitabgelegenen Grundstücke unserer Gemarkung sind die Kraftfahrzeuge unentbehrliche Werkzeuge unserer Landwirte geworden. Ohne diesen technischen Segen kann man einen Landwirt in seiner Arbeit kaum mehr denken. Sie hilft ihm Zeit und vor allem Arbeitskräfte sparen.  Während noch vor vielen Jahren auf unseren großen Wiesenflächen viele Mäher von früh bis spät abends ihre Sensen schwangen, leistet eine Kraftmaschine diese Arbeit schon in wenigen Stunden oder Tagen. Selbst das Ackerfeld wird damit in kurzer Zeit ohne größere körperliche Anstrengung bestellt.

 Im Jahre 1954 wurde in unserem Dorfe mit 24 Traktoren gearbeitet. So entpuppte sich die Umformung des landwirtschaftlichen Betriebes bei einer genaueren Betrachtung nichts anders als die Anpassung der bäuerlichen Bevölkerung an die technische Umwelt. Wenn in dieser Übergangszeit auch unerfreuliche Erscheinungen manchmal zutagetreten, so muss doch betont werden, dass die Einführung des Traktors in der Landwirtschaft mit jahrhundertalten Gewohnheiten aufräumt, die aus eineer gewissen zeitlichen Distanz betrachtet romantisch waren.

 

Neben genannter Kraftmaschine nimmt die Zahl der Motorräder und der Personenautos ständig zu. Von jenen befanden sich im Jahre 1954 38 Fahrzeuge und von diesen 26 Wagen in der Gemeinde.

 

Aber nicht nur die Motorisierung in der Landwirtschaft hat sich dem Wettlauf der Zeit angepasst, auch die Modernisierung sowohl in der Vieh- als auch in der Schweinezucht zeigt praktische und vorteilhafte Neuerungen.

Die Gesundheitsparole Luft, Licht und Sonne sind bereits zum Gradmesser fortschrittlich denkender Landwirte geworden. Nicht unerwähnt dürfen die Selbsttränkeanlagen bleiben, wodurch namentlich im Sommer viel Arbeit und Zeit erspart bleibt. An letzter Stelle sei auch an den Bau moderner Schweineställe gedacht, wodurch die Tiere leichter zur Reinlichkeit erzogen werden können und hellere Räume bewohnen.

 

Von großem wirtschaftlichem Wert ist auch die hiesige Milchsammelstelle, bzw. Entrahmungsstation. Im Jahre 1935 taten sich einige Landwirte zusammen zwecks Gründung einer Milchgenossenschaft. Den Anfang bildeten 13 Mitglieder mit einer Tageslieferung von 70 Liter. Die Milch wird auf der Sammelstelle entrahmt und die Magermilch zurückgegeben. Der Rahm kommt täglich per Auto in die Milchzentrale in Waldshut. Die Höhe der Anlieferung steigerte sich von Jahr zu Jahr. 1953 erreichte die Jahresablieferung 292.496 l und bei einem Durchschnittspreis von 0,23 DM pro Liter wurden an die Anlieferer hierfür 67.274,-- DM ausbezahlt.