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32 Niederschlagsmessung, Birkendorf wird Kurort

36. Niederschlag –Messstelle

 

Es besteht hier eine Niederschlagsmessstelle des Wetteramtes Freiburg., Förster Robert Schwarz hie versieht diesen Dienst seit 1933, wozu auch phänologischer Beobachtungsdienst kommt. Die Mittelwerte der Niederschläge betragen lt. freundlicher Mitteilung des Wetteramtes Freiburg wie nachstehend folgt:

 

1.

Jahresniederschlag

1871 – 1950

1120  l/qm

2.

Jahresniederschlag

1922

1484  l/qm

3.

Jahresniederschlag

1940

1235  l/qm

4.

Jahresniederschlag

1949

684  l/qm

5.

Jahresniederschlag

1950

107 1 l/qm

6.

Jahresniederschlag

1952

1291  l/qm

7.

Monatsniederschlag

November 1944

30 1 l/qm

8.

Monatsniederschlag

Oktober 1943

0  l/qm

9.

Monatsniederschlag

November 1952 nassester

189,3  l/qm

10.

Monatsniederschlag

Mai 1952 trockenster

25,2  l/qm

 

Der Auffangmesser hier liegt 762 m ü.d.M.

 

 

36.  Birkendorf wird Kurort

 

Birkendorf wurde schon seit Jahre infolge seiner schönen Höhenlage, gesunder Luft und der prächtigen Spazierwege gerne als Erholungsort aufgesucht. Durch seine Lage am Eingang in das romantische Schlüchttal, seine Nähe zum Steinatal, dem leichten Zugang zum Feldberggebiet, bietet es Gelegenheit zu ausgedehnten und lohnenden Wanderungen. Der Wald, der nahe an das Dorf heranreicht, weist ein Netz von kleinen aber reizenden Spazierwegen auf,. Einen herrlichen Rundblick betet unser Bühl.

In nachstehendem , kleinen Heimatliedchen ist die Schönheit unseres Dorfes und die Liebe zu ihm weiter geschildert.

 

            1.         Dort, wo die Schlücht von Norden kommt, go Waldshut hurtig zieht;

            .           grad sellem Erdstuck hell durchsonnt gilt jetzt mi Haimetlied.

                        Haimet im Schwarzwald, Haimet so schö.

                        Ha no kai schöneres Plätzli wo gseh!

 

            2.         Mi Haimet grüeßt vo Nord de Bühl, grüeßt viele Orte im Süd;

                        Grüeßt Küssaburg, der Berge viel, luegt witt in d’Alpe ni.

                        Haimet im Schwarzwald, Haimet so schö,

                        Ha no kai schöneres Plätzli wo gseh!

 

            3.         Und wenn e mol mi Stündli naht, möchte i begrabe si;

                        dort wo de Blick in d’Witti goht, bis dort, wo ruuscht de Rhi.

                        Haimet im Schwarzwald, Haimet so schö

                        Wo au mi Glück mag si, ewig dir g‘hörts.

                                                                                  Frei nach Körber.

Kraftpostlinien von Tiengen und Seebrugg kommend, vermitteln den Fremdenverkehr der hauptsächlich durch die Initiative des Gewerbelehrers Paul Schneider in dem Jahre 1952 durch Werbung erst bei Reisebüro Strickrodt in Hannover und 1953 bei solchem der Touropa die Gästezahl zur beachtlichen Höhe gebracht hatte, so dass eine große Anzahl Privatzimmer mit belegt wurden, und die Bevölkerung so einen Nebenverdienst sich erwerben konnte. Im Sommer 1952 betrug die Besucherzahl 190; im Sommer 1953 schon 694 Personen. Viele Hausbesitzer sahen sich durch die gute Frequenz veranlasst, ihre verfügbaren Zimmer neuzeitlich einzurichten und mit fließendem Wasser zu versehen.

 

Die Zahl der Erholungssuchenden Kurgäste, meist aus dem Rheinland und Norddeutschland stammend, vermehrte sich von Jahr zu Jahr.

 

So schreibt der „Südkurier“ am 13. Sept. 1955:

 

Der 1000. Touropagast

Birkendorf Beim letzten Empfangsabend konnte Birkendorf den  tausendsten Touropagast begrüßen. Der Saal im Gasthaus zur Post war bis auf den letzten Platz gefüllt, als die Trachtenkapelle mit einigen touropagästeMärschen und einem Lieder-Potpourri den Abend eröffnete. Reiseleiter Paul Schneider begrüßte die Gäste sowie die Einheimischen und wies auf die besondere Note des Abends hin. Im vergangenen Jahr konnte Ende August der 500. Gast begrüßt werden, während es in diesem Sommer anfangs September bereits der 1000. ist. Bis zum Ende der Saison dürften es wohl rund 1200 Touropagäste sein, welche in diesem Jahre nach Birkendorf kamen, um Ruhe und Erholung zu suchen. Es müssen aber auch die Privatgäste noch genannt werden, welche während des ganzen Sommers in unsrem Dorf weilen und deren Zahl ebenfalls hoch ist. Der beste Beweis für den Aufschwung im Kurbetrieb zeigt wohl die Tatsache, dass rund 200 Betten, die in Birkendorf für die Gäste bereitstellen kann, von Ende Mai bis zum heutigen Tag fast durchweg voll belegt werden konnten. So brachte die vergangene Woche noch eine Anreise von achtzig Gästen, eine Zahl, die für den September erfreulich ist. Der 1000. Kurgast konnte zahlreiche Geschenke in Empfang nehmen. Eine Schwarzwalduhr erhielt ein Gast aus Düsseldorf, der schon 12 Wochen in unserem Dorfseinen Aufenthalt hat. –

 

Auch die Gemeinde tat ihr bestes und ließ im Schlüchttal das von unserer Jugend längst gewünschte Schwimmbad anlegen mit einem Kostenaufwand von 60.000 DM. Am 2.8.1953 war die Eröffnung des Bades. Bürgermeister Johann Blatter, der in seiner kurzen Eröffnungsansprache auf die Bedeutung des Tages hinwies, hatte einen großen und dankbaren Kreis von Zuhörern um sich. Die Gemeinde hatte durch diese Anlage eine wesentliche soziale Tat geleistet, denn der bisherige Zustand, Birkendorf ohne Freibad, war weiterhin nicht mehr tragbar, sollte dem Wunsche und Verlangen der Jugendlichen und so vieler Kurgäste von hier Rechnung getragen werden. Umso höher ist die Leistung der Gemeinde anzuschlagen, die schon im vergangenen Jahr durch den Bau des Gemeindehauses finanziell stark beansprucht wurde. Der Bau des Bades wurde von Firma Amlinger, Horheim, ausgeführt. Die Stätte liegt wunderbar eingebettet im Tale der Schlücht, zwischen hohen, dunklen Schwarzwaldtannen und saftig grünen Wiesen, weshalb es den Namen Waldbad erhielt.

 

 

 

 

 

37.  Der Rundfunk in Birkendorf.

 

Der Alb-Bote,  die gerngelesene Zeitung, berichtet am 8. August 1953 hierüber:

 

Die Landstraße von Grafenhausen ins Schlüchttal hinab macht, ehe sie das traulich in die Weite grüßende Birkendorf erreicht, drei muntere Sprünge nach der Art der Berg- und Talbahnen. Der Kirchturm des Dorfes taucht auf und verschwindet wieder. Den ersten Eindruck bestimmen die mit Blumen geschmückten Fenster. In der gemütlichen Stube von Bürgermeister Blatter, aufseiner behäbigen „Kunst“ hockend, forschte der Reporter das dörfliche Oberhaupt ein wenig aus. Rund 600 Einwohner zählt Birkendorf, unter denen etwas mehr als 10 Prozent Heimatvertriebene sind. Die Arbeitsbeschaffung verursacht Sorgen. Die Firma Gütermann, die früher einen Betrieb im Dorfe hatte, der bis zu 60 Arbeiter beschäftigte, gab das kleine Werk wegen Transportschwierigkeiten auf. Eine Morgenrock- und Kleiderfabrik, einer zugewanderten Berliner Firma, befindet sich im Aufbau. Sie beschäftigt auch Arbeiterinnen in nachbarlichen Gemeinden. Große Hoffnung setzt Bürgermeister Blatter auf den Fremdenverkehr, der sich in diesem Sommer gut anließ.

 

Lehrer Schneider, der auch von der Gewerbeschule berichtet, die er leitet und die von vielen Schülern der Nachbargemeinden im oberen Schlüchttal besucht wird, erzählt voll Freude von den Erfolgen der Bemühungen des Verkehrsvereins. Die „Touropa“ versorgt Birkendorf mit Gästen. Und dass sich diese im gastlichen Bergdorf wohlfühlen, künden ein Solinger und Rendsburger Gast mit wahrer Begeisterung vor dem Mikrophon. Insbesondere rühmen sie herrliche Wandermöglichkeiten im nahen, ausgedehnten Waldrevier und in den romantischen Tälern von Schlücht, Steine und Wutach. Und noch in diesem Sommer darf man sich auf ein dorfeigenes Schwimmbad freuen. Selbst, so fügte der beredte Schleswig-Holsteiner an, wenn es einmal regnet, fühlt man sich in der Birkendorfer Gastlichkeit daheim und an Regen mangelt es ja heuer wirklich nicht.

 

Oberlehrer Herrmann erinnert daran, dass bis 1803 Birkendorf zum Zwing- und Bann St. Blasien gehörte. Auch ein eigenes Herrengeschlecht gab es in Birkendorf einmal. Das ist aber lange her. Die heranwachsende Jugend zeige Jahr für Jahr mehr Interesse für geschichtliche Dinge. Man dürfe erwarten, dass der Tiefstand der Gleichgültigkeit gegenüber der Heimat und ihrer Vergangenheit überwunden sei. Beide Erzieher, Herrmann und Schneider, legen Wert darauf, mit ihren Schützlingen die Nähe und Weite im badischen Lande zu durchstreifen. Es sei nicht gut, wie es jetzt sei, dass die meisten Schüler zwar schon einmal in Zürich, aber noch nie in Freiburg gewesen seien. In diesem Sommer unternimmt die Gewerbeschule ihren Ausflug nach Kehl.

 

Auch mit einem Landwirt, der einen größeren Hof bewirtschaftet, unterhielt sich der Reporter. Der 73-jährige, noch überaus rüstige Bauer Albrecht wird im Stall interviewt. Unter den Handwerkern von Birkendorf sind der Maler Julius Kaiser und seine Frau Josefine auch den Gästen wohlbekannt. Frau Josefine hat, ohne dass sie Anleitung und Ausbildung erfahren hat, ihre Fähigkeiten im Bemalen und Schmücken von Möbeln und Reiseandenken zu beachtlichem Können entwickelt. Dabei beleibt sie auch ihren bäuerlichen Obliegenheiten in Hof und Stall nach wie vor treu.

 

Zum Besonderen, von dem vor dem Mikrofon die Rede ist, gehört in Birkendorf auch eine prächtige Wellingtonia. In Höhen von 800 m ü.d.M. dürfte es im Schwarzwald sonst kaum viele Sequoien geben. Versteht sich, dass dem herrlichen Baum, der übrigens im bürgermeisterlichen Garten steht und 1870 gepflanzt worden ist, der Reporter eine kleine Liebeserklärung widmete.

Anmerkung: Dieser stolze Baum hat hart am Boden einen Umfang von 6,70 m und 1 m über dem Boden 4,40 m, gemessen am 8.11.1954.