13 Kirchliches: Seelsorge, Unionistischer Kirchenfonds, unser Gotteshaus, Stiftung der Maria Gantert
15. Kirchliches
In einer im Jahre 1095 (5.10.) zu Lyon erlassenen Bulle des Papstes Urban des II. wurde Besitz des Klosters Allerheiligen bezeichnet: Allerheiligen (b. Schaffhausen) besitzt im Schwarzwald den Ort Grafenhausen, Schluchsee und Berg Staufen. Seine Besitzungen gehen bis Titisee. Das Grafenhauser Stift war ein Frauenkloster. Das Kloster Allerheiligen wurde 1050 gegründet und ist von einem Stifter Graf von Nellenburg alsbald mit ausgedehnten Waldungen begabt worden.
Die Kirchlichen Verhältnisse in Grafenhausen um 1377 waren so, dass die Klosterleute, das sind die Bewohner des Klosters die von dem Seelsorger des Stifts St. Finden betreut, die übrigen Leute, die links des Grundbaches und an der Schlücht wohnten, von einem besonderen Leutpriester religiös gelenkt wurden, der in Birkendorf wohnte, und somit zählten diese Menschen zur Pfarrei Birkendorf.
Seiner Einkünfte wegen musste der damalige Pfarrer darauf bedacht sein, dass das Kloster ihm seine Bezüge nicht schmälerte.
Der Kreuzzugszehnt wurde hier verschiedenen Orts erhoben. Birkendorf hatte weniger gute Verhältnisse. Die Pfarreieinkünfte betrugen weniger als sechs Mark Silber, blieb daher vom Kreuzzugszehn verschont.
Mit dem Eingang des Klosters in Grafenhausen erlitt das religiöse Leben eine merkliche Einbuße. Die Klosterkirche wurde vom Birkendorfer Weltpriester pastorisiert, dadurch wurde St. Finden eine Filiale von St. Margarethen in Grafenhausen standen Birkendorf bis zum Jahre 1610. Ein Umstand brachte in diesem Jahre eine Änderung der Dinge. Das Pfarrhaus in Birkendorf war baufällig geworden und niemand traf Vorbereitungen zur Instandsetzung. In seiner Not wandte sich der Pfarrer an den Bischof von Konstanz und unterbreitete ihm den Vorschlag, den Pfarrsitz zu wechseln.
In Grafenhausen standen die alten Klostergebäude unbenützt und waren in gutem Zustande. Sie boten Raum genug für den Pfarrer. Der Bischof entsprach diesem Gesuch und St. Margareten wurde dadurch Filiale von T. Finden. Nur zwölf Jaqhre währten diese günstigen Verhältnisse. Im Jahre 1622, bei der schrecklichen Feuersbrunst, wurde der größte Teil des Ortes Grafenhausen vernichtet, auch Kirche und Pfarrhaus sanken in Schutt und Asche. der tatkräftige Abt Martin (1596 – 1625) ließ alsbald mit dem Kirchenneubau beginnen; doch es währte dreißig Jahre, bis der Bau fertiggestellt war. Erst 1656 konnte die neuerstellte Kirche eingeweiht werden. Die alten Leute, die noch die alte Klosterkirche geschaut hatten, waren bitter enttäuscht, da der Neubau an Schönheit und Wucht der alten weit nachstand.
Über 150 Jahre musste nach dem Brand der Seelsorger in einem Bauernhaus sein Asyl aufschlagen, ehe ein neues Pfarrhaus entstand.
Im Jahre 1763 wurde der Grundstein gelegt. Im gleichen Jahre gab es bald Schwierigkeiten. Im Birkendorfer Steinbruch gingen die Steine aus. Man sah sich genötigt, sie in Schleitheim brechen zu lassen. Bettmaringen, auch Dillendorf übernahmen das Herführen. Auch ein Birkendorfer Handwerker, Frz.Jos. Fritz, arbeitete 51 Tage am Bau mit seinem Bub und einem Gesellen die Dachrinnen und die Traufe am Dache. Von seiner Kunst zeugten die beiden Drachenköpfe. Als Stuckateur schaffte daselbst ein Gamb von Laufenburg. Die Schmiedearbeiten verrichtete z.T. Konrad Schnitzer und die Glaserarbeit Konrad Pflüger,beide von Birkendorf. Fronarbeiten wurden auch von Birkendorfern geleistet.
Mit dem Pfarrhaus wurde auf Beschluss des Fürst-Abtes Meinrad zugleich mit dem Bauen eines Weinlagers begonnen. Der weite Raum des Kellers zog natürlich ein großes Pfarrgebäude nach sich.
An Kommunikantengeldern, Aniversarien (für jährl. Gedenktage) uns Unterhalt des Pfarradjunkten zahlt die Vogtei Birkendorf 25 fl. Der Parrer von Grafenhausen musste ein Pferd halten, um seinen Dienst in Birkendorf besser versehen zu können. Geroldshofstetten und Rippoldsried gehörten ehemals zum Kirchspiel Birkendorrf.
Schwer lasteten die Kriegsdistributionen auf den Gemeinden hier. Freund und Feind waren gleichermaßen beteiligt, die Landorte auszuplündern.
Schon um die Mitte des unseligen 30-jährigen Krieges mussten die Orte Bonndorf, Boll, Birkendorf, Brunnadern, Ebnet, Grafenhausen, Gündelwangen, Münchingen, Igelschlatt, Hürrlingen und Wittlekofen einen Schuldschein unterschreiben dem Kloster St. Blasien für die an den Feind bezahlten Gelder.
Nach dem Spanischen Erbfolgekrieg 1713/14 war die Not ebenfalls groß; das Malter Korn kostete 12 fl., halb so viel wie ein Stück Großvieh.
Seelsoge
In einer Verordnung (1775) Martins II. des Hl. Röm. Reichsfürsten und Abt des fürstl. Reichsstiftes St. Blasien auf dem Schwarzwald und Herr der Reichs- und Vorderösterreichischen Herrschaft Bonndorf, Staufen und Kirchhofen auch zu Gurtweil und Oberried, Sr. Röm. Kaisers zu Ungarn und Böhmen Königl. Apostol. Majest. Erb. – Erz-Hof-Kaplan in den Vorderösterrr. Landen wie auch daselbst Löbl. Prälaten Standespräsident wird bestimmt, dass die Einwohner zu „Bürkendorf“ sollen in dem Ort selbsten in die Kirche gehen und Begräbnis nehmen, auch jeden in dieser Pfarrei gewöhnlich und gebotenen Feier- Fast- und Kreuzgang halten, die gewöhnlich festtäglichen Opfer geben und begebende „Fahl“ das übliche Seelengreut erstatten.
Anmerkung: Zum Seelengereuth (Seelenheil) war z.B. für Riedern angeordnet um 1770:
Da in der Pfarrkirche einem Abgestorbenen an Sonn- oder Feiertagen das Opfer gehalten wird, solle für alle dreimalen dem Priester 18 Kr. und der Kirche für Wachs 6 Kr., an einem Jahrestag dem Priester 8 Kr. und der Kirche 2 Kr. bezahlt werden
Im Falle aber etwa einer dem Verstorbenen das Opfer an einem Werktag halten und der abgeleibten Seel zu Trost ein absonderliche hl. Messe lesen lassenwill, soll derselbige sich deswegen allezeit auch mit einem Priester absonderlich vergleichen und dafür ihm geben, was billig (recht) ist.
Die Pfarrkinder sollen auf die vier hohen Festtage ihren Opfer. und zu österlichen Zeit den gewöhnlichen Beichtpfennig bringen, nit weniger so oft eine kranke Person zu Hause mit dem hl. Sakrament versehen wird, dem Priester wie von Alten ein Batzen auf den Tisch gelegt werden. Ferner ein sonder Mißbrauch gewesen, das was Zusammengebung einer Ehe der Hochzeiten dem Priester an Geld in das Buch gelegt, solches die Hochzeiterin wiederum herausgenommen, solle dieses hiermit abgetan sein und was von Teilen in das Buch gelegt wird, fürderhin einem Priester verbleiben solle.
16. Unionistischer Kirchenfond.
Unter diesem Titel wir die Vereinigung bzw. gemeinsame Verwaltung der vereinigten Kirchen, sowie auch ihre gemeinschaftliche gegenseitige Verwendung der Einkünfte verstanden unter dem christlichen Grundsatz:
Die reichere Kirche soll der armen zur Hilfe kommen. Wann die Union ihren Anfang genommen hat, kann nicht mehr erwiesen werden. Nur aus Kirchenrechnungen ist zu ersehen, dass dieser Fonds 1543 bestanden hat.
Hierzu gehörten die einberleibten Kirchen und Kapellen von:
Achdorf, Aselfingen, Bettmaringen, Birkendorf, Blumegg, Boll, Bonndorf, Brunnadern, Dillendorf, Eschbach, Eattingen, Fützen, Grafenhausen, Grimmelshofen, Gündelwangen, Lausheim, Lembach, Mauchen, Nünchingen, Opferdingen, Oberwangen, Schluchsee, Überauchen, Wellendingen und Wittlekofen an.
Ob die Union mit päpstlicher oder bischöflicher Bestätigung errichtet worden war, ist schwer zu beweisen, hingegen ist gewiss, dass die Bischöfe zu Konstanz mit vielem Eifer verlangt haben, dass ihre Abgeordneten dem Abhören der Kirchenrechnungen beiwohnen sollten, St. Blasien aber niemals einwilligte, obgleich die Union nach ihrem Ursprung nur allein zur gegenseitigen Unterstützung der darin einverleibten Kirchen dienen sollte, wurde dennoch das Einkommen nicht selten zu anderen Zwecken verwendet, in Kriegs- und Notfällen. Die Verwaltung der Vermögen geschah teils von geistlichen, teils von weltlichen Beamten. Die Amtsleute zu Bettmaringen und Bonndorf führten in Bezug auf ihre Obsorge und Rechnungsführung den Titel Oberpfleger.
7. Unser Gotteshaus
Unsere St. Margarethenkirche (13.7.) war sehr früh Pfarrkirche, deren Seelsorger um die Mitte des 14. Jh. an als sesshaft erwähnt werden, später wird unsere Pfarrei aus Selbstverschulden der Birkendorfer eine Filiale der St. Fideskirche zu Grafenhausen. Doch wurde nach einem Extraktus vom Jahre 1663 an Feiertagen die hl. Messe in Birkendorf gelesen und gewünscht, dass auch an Wochentagen selbige zelebriert werde.
Das Gotteshaus war mit der Zeit alt und Baufällig geworden, deshalb wurde im Jahre 1666 der Vorschlag zur Renovation und Erweiterung eingereicht. Die Neueinweihung erfolgte im Jahre 1671. (Bericht nach A.Kürzel).
ein zweites Gesuch um Wiedererrichtung der Pfarrei mit Hilfe des gestifteten Pfarrfonds von Johann Gantert und dessen Erben erfolgte am 19. Sept. 1829, doch zögerte sich des nötigen Kapitals wegen die Genehmigung um Jahrzehnte hinaus (bis1909).
Aus einem amtlichen Bericht von Bonndorf aus dem Jahre 1805 ist zu entnehmen, dass die ehemaligen Pfarrgüter zu Birkendorf 1667 verkauft wurden mit der Begründung, da ein Pfarrer, der nicht in Birkendorf wohnt, solche doch nicht gebrauchen kann.
Zur Wiedereinrichtung einer Pfarrei (Antrag vom Jahre 1807) erklärt sich der Gemeinderat bereit, 1500 fl. zum Pfarrhofbau beizutragen, sowie die nötigen Hand- und Fuhrfronten zu leisten. Die fehlenden 1000 fl. fielen dem allgemeinen Kirchenfonds zu, der aber s.Zt. imstande war, nur etwa 4-500 fl. beizutragen.
Unterschriftlich bekannten sich folgende Bürger für die Einrichtung einer Pfarrei:
1. Gantert, Johannes 2. Gantert, Lorenz 3. Albrecht, Johannes
4. Vogelbacher, Johannes 5. Fechtig, Anton 6. Gantert, Benedikt
7. Albicker, Johann 8. Stiegeler, Joh. 9. Stiegeler, Blasius
10. Josef, Johannes 11. Gantert, Longin 12. Werner, Anton
13. Rheiner, Philipp 14. Albert, Lorenz 15. Rheiner Johann
16. Beck, Bartolomä 17. Rheiner, Johann 18. Eichkorn, Sebastian
19. Blatter, Jakob 20. Kromer Leonhard 21. Wieser, Johannes
22. Berger, Johannes 23. Ebner, Georg 24. Seger, Vincenz
25. Berger, Joh. 26. Bergerin, Kathar. 27. Speth, Joh.
28. Leiber, Wendel 29. Rebmann, Simon 30. Albrecht, Michael
31. Nüßle, Anton 32. Fischer, Simon 33. Graß, Konrad
34. Nüßle, Anselm 35. Fischer, Willi 36. Fischer, Bartolomä
37. Maier, Lorenz 38. Stamm, Adam 39. Kromer, Jos.
40. Rheiner, Alois 41. Beck, Franz 42. Matt, Adam
43. Pflüger, Alois 44. Vogelbacher, Georg 45. Nüßle Raphael
46. Vogelbacher, Barto. 47. Müller, Theodor 48. Stamm, Josef
49. Bick, Magnus 50. Berger, Josef 51. Kromer Donat
52. Flügel, Joh. 53. Albrecht, Thomas 54. Graß, Michael
55. Isele, Donat, Vogt 56. Wieser, Joh. 57. Fechtig, Fideli
58. Albrecht, Jakob 59. Stritt, Antoni 60 (Name unleserlich)
Die Stiftungsurkunde von Maria Gantert,
Tochter von Johann Gantert lautet:
S t i f t u n g
Nach reiflicher Überlegung habe ich mich bedachtsam entschlossen, nachstende Stiftung zu machen.
1. Der Gemeinde Birkendorf schenke ich mein eigentümliches Haus mit Scheune und Stall, Schopf und Keller zu einem Schul- und Gemeindehaus und verlange aber, dass, wenn einstens eine Pfarrei errichtet werden sollte, dieses Haus ein Pfarr- und Schulhaus geben soll.
2. In diesem Haus muss der Geistliche von Grafenhausen, wenn er zu geistlichen Verrichtungen hierherkommt, das Recht zum hinlänglichen Platz haben. Dafür müssen mir jährlich zwei Jahrtage gehalten werden:
einer am Samstag nach Kirchweihsonntag, der andere aber jedesmal an dem Tage, wo ich gestorben sein werde. Beide Tage müssen sowohl von dem Geistlichen als von dem Meßner unentgeltlich gehalten werden. Es muss Messe gelesen werden und das Grab besucht werden, wenn die Jahrtage gehalten werden. Dabei muss der Lehrer mit den Schulkindern fleißig erscheinen; er muss ebenfalls mit den Kindern an diesen Jahrtagen mittags um 12 Uhr in die Kirche gehen und durch andächtiges Gebet mein Andenken ehren. Dafür hat ein weweiliger Lehrer den Krautgarten und den Grasgarten bei und hinter dem Hause zu benutzen.
Wenn aber einstens eine Pfarrei errichtet werden sollte, so hat der Geistliche den ganzen Grasgarten und die untere Hälfte des Krautgartens zur Benutzung anzusprechen.
3. Wenn aber einstens das Haus zu etwas andern als zu einem Pfarr- und Schulhaus verwendet werden soll oder die Jahrtage nicht mehr gehalten werden, so will ich ausdrücklich haben, dass dieses Haus alsdann verkauft und der Erlös zum Besten der Ortsarmen verwendet werden soll.
4. Meine Schwester, Joh. Baptista, Klosterfrau in Berau, hat den ihr verschriebenen Platz im hinteren Stübchen samt dem halben Krautgarten während ihrer Lebzeit zu benutzen, wenn sie allenfalls einmal hierher kommen sollte.
Auf diese Art will ich der Gemeinde nützlich werden und will durch diese Stiftung den allgemeinen Nutzen fördern.
Birkendorf, den 20. November 1830
gez. Stifterin Maria Gantert
Beistand: Andreas Berger, Vogt.
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Die heute versammelte Gemeinde nimmt mit dem herzlichen Dank diese Stiftung an und bewilligt der Stifterin Maria Gantert als Erkenntlichkeit folgendes:
1. Werden ihr aus der Gemeindekasse dreihundert Gulden bares Geld ausbezahlt.
2. Gibt man ihr das alte einstöckige Schulhaus als Eigentum, wohin sie das Bürgerrecht mit Bezug der Holzes aus ihrem bisherigen Haus hinziehen kann. Zugleich wird dasselbe während ihres Lebens von allen Gemeindefronen befreit.
3.. Da die Stifterin ledig ist und sich nicht mehr verheiratet, so darf das alte Schulhaus zu ihrer künftigen Verfügung nur um ein Stockwerk erhöht werden.
Zu diesem Bau gibt man ihr das notwendige Bauholz und die Bretter unentgeltlich ab und führt dieses zu dem alten Schulhause. Die anderen Baumaterialien muss die Stifterin aus ihrem Vermögen bestreiten; die Gemeinde führt ihr dieselben unentgeltlich zum Schulhause.
4. Von Seiten der Gemeinde wird man sorgen, dass die vorstehenden Bedingnisse der Stifterin jederzeit genau und pünktlich vollzogen und befolgt werden.
Birkendorf, den 21. November 1830
gez. Vogt Berger
Gemeinderechner Weiler
Johann Wießer
Michael Graß
Ewald, Gerichtsschreiber
Es war ein harter Kampf bis zur Wiedererrichtung einer Pfarrei (lt.Akten). Die St Stiftungsvorstände der Gemeinde Grafenhausen, zu deren Kirchspiel Birkendorf gehörte, stimmten natürlich gegen die gewünschte Wiedererrichtung der Pfarrei Birkendorf.
Die Stiftungsvorstände zu Schhönenbach erschienen zur Abstimmung überhaupt nicht. Selbst von Birkendorf hatten von 31 Abstimmenden 27 gegen und nur 4 für das Projekt gestimmt.
Endlich hat der 22 Mitglieder große Ausschuss bei der Abstimmung in Birkendorf bezüglich der Opfer, die die Gemeinde für den Fall der Errichtung einer eigenen Pfarrei bringen sollte, gleichfalls „gegen“ abgestimmt, mit 12 zu 10 Stimmen, trotzdem zur Gründung einer Pfarrei oder wenigstens einer Kaplanei an Grundkapitalien vorhanden waren:
1. Das Zehntkapital 15078 fl 20 Kr.
2. Grundablösungskapital 868 fl. 20 Kr.
Das jährliche Einkommen eines Geistlichen würde demnach m ganzen 847 fl. 30 Kr. betragen bei einem 5% Zins vom Hauptkapital zuzüglich 50 fl. Stolgebühren, eine Dotation, wodurch das standesgemäße Leben eines Geistlichen gesichert wäre.
Selbst die Gemeinde hat sich zur nötigen Holzabgabe an ihren zukünftigen Pfarrer und zur baulichen Unterhaltung des Pfarrhauses bereit erklärt.
In der Antwort des Erzbischöfl. Ordinariates Freiburg vom 22. Dez.1859 wird vermerkt:
„Wir haben schon einigemal erklärt, dass zur Zeit wegen noch nicht hinreichendem Fonds eine eigene Pfarrei oder Kaplanei in Birkendorf noch nicht errichtet werden kann, um so weniger, als auch die Gemeinde, die von den Wohltätern Gantert dazu bestimmte Fonds und Gebäude auf andere Weise verwendete wie der dortige Gemeinderat in seiner Eingabe vom 16. April 1859 selbst erklärt und eingestanden hat.“
gez. Dr. Ludw. Buchegger, Generalvikar.
Eine weitere Vergrößerung und Instandsetzung der Kirche brachte das Jahr 1931, wobei auch eine Heizungsanlage miteingebaut wurde. Im Innenraum auf der Epistelseite (Südwand) in Eingangsnähe ist ein Gedenkstein eingemauert, der die Namen edler Stifter trägt:
Den Wohltätern unserer Kirche:
Josef Schropp
und dessen Ehefrau, geb. Rheiner von Genf
und den übrigen Stiftern
zum ewigen Gedenken.
Unsere Kirche hat eine West-Ostlage, d.h. der Chor zeigt gen Osten, und diese Stellung war im Mittelalter die Regel. Die Gründe hierfür liegen teils in der Geschichte des Christentums, teils auch in Beziehung auf Bibelstellen. In historischer Hinsicht war für Europa die Stellung des Chores eine Erinnerung, dass die christliche Kirche im Osten gegründet wurde, also auch der Kirchenbau sich darnach richten soll.
Auch die zweite Ankunft Christi am jüngsten Tage führt auf die östliche Stellung der Kirche; denn Christus wird kommen, wie ein gewaltiges Licht und von Osten nach Westen leuchten. Daraus folgt, dass man in der Kirche mit unverwandtem Blick sich vorbereiten soll auf die plötzliche Ankunft Christi, was natürlich zur östlichen Richtung der Kirche führte. Als „Licht der Welt“ wurde Christus im Mittelalter genannt (sol und oriens) und mit dem Sonnenaufgang verglichen, was ebenfalls nicht ohne Einfluss auf den Kirchenbau war. –
Jedes Mal wurden die Glocken während der beiden Weltkriege vom Turm geholt, doch im Frühjahr 1947 konnten glücklicherweise die beiden abgegebenen Stücke auf dem Glockenfriedhof in Hamburg aufgefunden und zurückgeholt werden, zur Freude der Einwohnerschaft.
Die Glockenablieferung in beiden Weltkriegen zwecks Herstellung vob Kriegsmaterial war jedesmal ein Geschehnis, das die Dorfbewohner tief im Herzen und Gemüt packte und nichts Gutes ahnen ließ.
Die Enkelin des Glockenfießers Kolumban Schnitzer hier (Luise) hat der großen Glock zu ihrem Abschied 1942 (16.III.) nachstehende Verse gewidmet:
Vom Hohen Turme schwer und bang
tönt der Glocke Abschiedsklang;
sie singt heut ihren Grabgesang. –
Achtundneunzig Jahre lang
rief ich vom Turme oft freudig, oft bang,
verkündete Freud und Leid und mahnte zur Ewigkeit.
Generationen sah ich geh’n und kommen,
mahnte Sünder und die Frommen
zum Gebet, zur Arbeit und Ruh,
rief mahnend allen Menschen zu.
Glockengießer Schnitzer, Kolumban
führte mich zur hohen Bahn.
Ich, als harter, guter Guss,
rief ihm übers Grab den Scheidegruß.
Ich rief das Kind zur Kirche erstem Gang,
das Hochzeitspaar mit hellem Klang,
dem Wand’rer auf den letzten Wegen,
erflehte ihm des Himmels Segen.
Im Weltkrieg 26 Helden im fernen Grab
beklagte ich vom hohen Turm herab.
Mögen wohnen sie im ew’gen Frieden
nach hartem Kampf und Leid hinieden.
Und wieder kam der Krieg so blutig rot,
viele Deutsche starben den Heldentod.
Meine Klage dringt zum Sternenzelt
für deutsche Brüder, gefallen in aller Welt.
Doch auch ich blieb nicht verschont,
im hohen Turm, wo sonst der Friede wohnt;
ich musste hinuntersteigen zur Erde,
dass ich waffe gegen Deutschlands Feinde werde.
Vergesset nicht, dass ich rief so lange Zeit,
kurz ist das Leben, lang die Ewigkeit,
dort erst ist Ruh‘ und Frieden
nach Streit und Leid hinieden.
Dies ist meine Bitte, Zum Angedenken möge
Gott der Welt bald Frieden schenken,
dass kommt der große Friedenstag,
das ist mein Wunsch beim letzten Glockenschlag.
Luise Schnitzer, Tochter des Glockengießers
Die Glocken verkünden heute wieder das Wohl und Wehe der Einwohnerschaft. Auf der größten, der zwölf Zentner schweren Glocke steht:
Im Jahre 1844 wurde ich von der löblichen Bürgerschaft Birkendorf
unter tätiger Mitwirkung des Bürgermeisters Weiler und
Gemeinderechners Keßler hierher gestiftet und vom
Glockengießer Kolumban Schnitzer gegossen.
Verzeichnis der Glocken,
die von Columban Schnitzer
bis zum 1. Januar 1881 gegossen wurden
OZ Jahr Empfänger Ort Amtsbezirk Gewicht in Pfund
1. 1843 kath. Gde Kappel Neustadt 900
2. 1843 Kappel Neustadt 450
3. 1843 Kappel Neustadt 270
4. 1844 kath. Gde Birkendorf Bonndorf 1200
5. 1844 Birkendorf Bonndorf 360
6. 1845 ev. Gde Gächlingen Schaffhausen 2100
7. 1845 Gächlingen Schaffhausen 900
8. 1845 Gächlingen Schaffhausen 538
9. 1845 Gächlingen Schaffhausen 260
10. 1845 kath. Gde Staufen Bonndorf 70
11. 1845 Rathaus Riedern Bonndorf 140
12. 1845 kath. Gde Bärental Neustadt 200
13. 1845 Bärental Neustadt 90
14. 1846 kath.Gde Raßbach Waldshut 100
15. 1846 kath. Gde Schönenbach Bonndorf 140
16. 1847 kath .Gde Obermettingen Bonndorf 340
17. 1848 kath. Gde Breitnau Neustadt 125
18. 1848 kath. Gde Epfenhofen Bonndorf 400
19. 1848 Sternen Freiburg 80
20. 1849 kath. Gde Horheim Waldshut 120
21. 1849 kath. Gde Boll Bonndorf 100
22. 1849 kath. Gde Unteralpfen Waldshut 600
23. 1849 Unteralpfen Waldshut 300
24. 1849 Unteralpfen Waldshut 140
25. 1849 kath. Gde Rechberg Waldshut 140
26. 1851 kath. Gde Gündelwangen Bonndorf 400
27. 1852 kath. Gde Höllsteig Freiburg 80
28. 1852 kath. Gde Unterwangen Bonndorf 140
29. 1852 kath. Gde Seewangen Bonndorf 200
30. 1859 kath. Gde Stühlingen Waldshut 200
31. 1860 kath. Gde Hochsal Waldshut 3200
32. 1860 Hochsal Waldshut 1450
33. 1860 Hochsal Waldshut 900
34. 1860 Hochsal Waldshut 450
35. 1867 kath. Gde Grafenhausen Bonndorf 2700
36. 1867 Grafenhausen Bonndorf 1200
37. 1867 Grafenhausen Bonndorf 737
38. 1867 Grafenhausen Bonndorf 400
39. 1873 kath. Gde Wellendingen Bonndorf 900
40. 1873 Wellendingen Bonndorf 450
41. 1873 Wellendingen Bonndorf 270
42. 1874 Boll Steinabad Bonndorf 100
43. 1875 kath. Gde Bulgenbach Bonndorf 450
44. 1875 Bulgenbach Bonndorf 190
45. 1875 Joh. Stritt Reiselfingen Bonndorf 70
46. 1875 kath. Gde Fützen Bonndorf 450
47. 1875 Fützen Bonndorf 188
48. 1877 J.Hierholzer Oberwihl Waldshut 594
49. 1877 Rathaus Reiselfingen Bonndorf 191
50. 1877 kath. Gde Binzgen Säckingen 240
51. 1877 kath. Gde Binzgen Säckingen 140
52. 1877 kath. Gde Riedern Bonndorf 1300
53. 1877 Riedern Bonndorf 670
54. 1877 Riedern Bonndorf 394
55. 1877 Riedern Bonndorf 178
56. 1878 kath. Gde Schlageten St.Blasien 342
57. 1878 kath. Gde Mauchen Bonndorf 1320
58. 1878 Mauchen Bonndorf 695
59. 1878 Mauchen Bonndorf 362
60. 1878 Mauchen Bonndorf 154
61. 1878 Mauchen Bonndorf 131
62. 1878 kath. Gde Bettmaringen Bonndorf 164
63. 1878 Notburga Ebner Tiefenhäusern Waldshut 428
64. 1878 Alois Rogg Aha St.Blasien 58
65. 1878 kath. Gde Grimmelshofen Bonndorf 316
66. 1878 Dörflinger Fr. Birkingen Waldshut 362
67. 1878 Wunderle, P. Fischbach St.Blasien 35
68. 1880 kath. Gde Detzeln Waldshut 160
69. 1880 Kromer, Joh. Detzeln Waldshut 106
70. 1880 kath. Gde Überauchen Bonndorf 104
71 1880 kath. Gde Kiesenbach Waldshut 170
Kolumban Schnitzer, ein hiesiger Bürgersohn, war einst eine weit über die Grenze unseres Heimatgaues hinaus bekannte Persönlichkeit und ist am 2. Dez. 1818 in Birkendorf geboren. Sein Vaterhaus ist das heutige Wohnhaus von Malermeister Julius Kaiser, [Bühlstraße 1], das vom Vater des Kolumban, Dominikus Schnitzer, erbaut wurde.
Als die Zeit seiner Berufsausbildung an ihn herantrat, entschloss er sich Glockengießer zu werden. Auf seiner Wanderschaft besuchte er zu seiner Vervollkommnung München und bereiste Ungarn. Reich an Kenntnissen und Erfahrungen kehrte er in seine Heimat zurück und baute am Ortausgang gegen Bettmaringen trotz wenig vorhandener Geldmittel das jetzige Wohnhaus des Heinrich Schupp, der mit der Enkelin des Columban Schnitzer, Luise verheiratet ist und errichtete in seinem Anwesen eine Glockengießerei, die Schnitzer zeitlebens betrieb. Sein Tod erfolgte am 9. Juli 1901 in einem Krankenhaus in Zürich an den Folgen einer Operation. Er liegt auf dem Friedhof hier begraben.
Sein Erdendasein war ein Leben, reich war sein Schaffen in seinem Berufe, davon zeigt die noch vorhandene Liste seiner bis zum Jahre 1881 gegossenen Glocken.
Neben seinem Hauptberufe goss er auch Stücke und Teile für Brauereieinrichtungen, Feuerspritzen und dergl. Tag und Nacht fühlte er sich zur Arbeit hingezogen. Man sagte von ihm, er wäre aus Stahl und Eisen. Seine Landwirtschaft vergrößerte er zusehends, was ihm nur durch Fleiß und äußerste Sparsamkeit möglich war. Seine drei Söhne unterstützten ihn in seiner vielseitigen Arbeit.. Der letzte dieser Söhne, Bernhard, starb 1953 in Birkendorf. Durch Zeitverhältnisse bedingt, konnte dieser das väterliche Hauptgeschäft nicht mehr weiter betreiben.
Die Ehefrau von Kolumban Schnitzer war eine geborene Rosalie Gantert und stammte von dem Horbener Hof. Ihre Schwester, Maria Agathe war mit dem Igelschlatter Müller, Hans Berger, verheiratet. Der Wirt von der „Bräue“ – heute Gasthaus zur Birke – war ein Bruder des Müllers von Igelschlatt. –
Nach kurzer Unterbrechung nochmals Kurzberichte über unser Gotteshaus.
Im Jahr 1852 wurde vermerkt:
Die auf dem Kirchhof stehende Kapelle ist keine Zehntlast.
Anmerkung: Vielleicht ist die auf der Südseite der Kirche befindliche Muttergottesgrotte noch eine Gedenkstätte an diese Kapelle. –
Der Haupteingang zum Gotteshaus befand sich wie heute noch, in der Mitte des westlichen Giebels, eine weitere Seiteneingangstüre ist auf der Südseite es Langhauses. Die Empore wird von hölzernen Säulen getragen. Nach einem im Jahre 1819 abgeschlossenen Vertrag hat die Gemeinde die Kirche aus ihren Waldungen unentgeltlich zu beholzen, ferner waren die nötigen Hand- und Fuhrfronten ohne Entgelt zu leisten.
Am Schlussbogen der Haupteingangstüre war die Jahreszahl 1669 eingemeißelt. Durch die Erweiterung der Kirche 1921 1931 wurde die Zahl entfernt.
Die Orgel wurde von der Gemeindeangeschafft und musste daher von der Kirchspielsgemeinde unterhalten werden, desgleichen auch die größte Glocke.
Der unionierte Kirchenfonds Bonndorf war primär bauverpfllichtet für Langhaus, Chor, Sakristei mit Zubau und Umfassungsmauer der Kirche, auch zum Turm, zu zwei Seitenaltären, den zwei kleinen Glocken, dem Glockenstuhl, der Uhr, sowie zu Kanzel, Taufstein, zwei Chorstühlen und einem Beichtstuhl.
So aufgezeichnet am 28. April 1848 und 1852
Gez. Binder
Einst befand sich der Gottesacker um die Kirche. Im Jahre 1856 erfolgte eine Neuanlage auf dem Kreuzbuck. Die Maurerarbeiten wurden von Maurermeister Benedikt Kistler ausgeführt. Der alte Friedhof wurde 1858 geschlossen.