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10 Bauernunruhen - Bauernkrieg 1524/25

 

11. Bauernunruhen  -  Bauernkrieg 1524/25

 

Schon lange vor der Bewegung redete de Bauer, dass weltliche und geistliche Herren gerne nehmen, wenn es aber gelte ihn zu schützen, da sei niemand zu haben.

 

Die sanktblasische Verwaltung hatte Gebote und Drohungen in solcher Zahl erlassen, dass es den Untertanen so vorkam als seien sie von Netzen und Fallen umstellt. Überall auf Schritt und Tritt stieß die Bevölkerung an. Die Beamten durften keine Nachsicht walten lassen. Lästig und störend griff eine übertriebene Bewachung in die Freiheit des Einzelnen und in das Leben der Familie ein.

 

Dass dies alles auch von Kirchenfürsten ausging, die von Christi wegen zur Milde verpflichtet gewesen wären, verschärfte den Unmut, zumal die Zustände im Stift durchaus nicht musterhaft waren und der Klerus durch Verschwendung, Verweltlichung und sein unmoralisches Leben sehr Anstoß erregte.

 

Es war auch kein gutes Zeichen, dass die Bevölkerung immer weniger willig sich zeigte. Widersetzlichkeiten waren die ersten Vorzeichen des Kommenden. Die Obrigkeit merkte wohl, dass nicht mehr ganz auf die Untertanen zu rechnen war, doch ahnte man nicht die Größe der drohenden Gefahr:

Der Bauer sah auf den geistlichen Stand nicht mehr mit derselben Ehrfurcht, wie einst die Vorfahren und stimmte mit ein in den Tadel, in das allgemeine Schelten und teilte die um sich greifende Verbitterung, die sich gegen weltliche Macht, wie gegen kirchliche Würdenträger richtete, so z.B. wegen Zehntforderung, Zöllen, dem Umgeld, Steuern, dem Bestfall u.a. „Weg mit diesen Forderungen“ war der Wunsch. Die Obrigkeit hatte keinerlei Gfühl für die Leiden ihrer Hintesassen. Mit dem Fortbestehen dieser Übel blieb der Wille zur Selbsthilfe wach.

 

Während der Bauernunruhen sollten die Pflichten und Rechte der Bauern aufs neue festgelegt werden. Die Herren hätten zwar keinen schlechten Handel gemacht, doch die Edlen wurden übermütig und verlangten durch die versprochene Hilfe des Erzherzog Ferdinand von Österreich, gereizt, dass die Bauern nur in einem wollenen Hemd bekleidet auf dem Felde zu Welschingen (b.Engen) erscheinen und kniefällig Abbitte tun sollten. Jetzt erscholl erst recht das Sturmgeschrei der Bauern landauf und landab. Die Lage wurde recht ernst. Wir sehen die Männer unserer Heimat und der weiteren Umgebung in unruhigem Besitz ihrer Güter. Die arbeitsamen, sehr geknenchteten Bauern waren mit unbegrenztem Freiheitssinn beseelt. Mit Recht. Und dieser Freiheitsgedanke sollte aber gebrochen werden. Langsam haben die äußeren Verhältnisse gewirkt, bis endlich diese armen Menschen zu Burgen- und Klosterstürmern gemacht wurden.

 

Sebastian Münster schildert den dritten Stand (Bauernstand) in einer 1567 in Basel erschienenen Kosmografie wie folgt:

Die Bauern wohnen in Dörfern, Höfen und Weilern, bebauen das Feld und bereiten die Frucht. Sie führen ein gar armes Leben. Es ist jeder von ihnen abgeschieden und lebt für sich mit seinem Gesinde. Ihre Häuser sind schlecht und aus Holz gemacht und mit Stroh gedeckt. Ihre Speise ist schwarz Roggenbrot, Haferbrei, gekochte Erbsen und Linsen.  Eine Zwilch gippe, zwei Bundschuh und ein Filzhut sind die Kleidung. Diese Leute haben keine Ruhe. Früh und spät hängen sie an der Arbeit. Sie tragen in die Stadt, um zu verkaufen, was ihnen Feld und Vieh gibt und kaufen ein, was sie bedürfen. Sie haben keine Handwerksleute bei ihnen. Ihrem Herrn müssen sie das ganze Jahr hindurch das Feld bebauen, Hol hauen, Graben machen; es gibt nichts, was das arme Volk nicht tun muss. –

 

Schaffhausen suchte in dieser Bauernerhebung zu vermitteln, doch ihre Boten wurden niedergeschrien, die Edlen durch irrige Meldungen erneut in ihrem Handel bestärkt und belohnten das Schweizer Bemühen mit scharfem Hohn.

Die Schaffhauser wollen lieber, dass die Bauern viel Widpret schießen und es an sie (Schaffhauser) verkaufen, als dass es verboten wird.“ So schreibt der fürstliche Ausschuss zu Engen an den herzogl. Hofrat nach Innsbruck.

 

Der Bauernkrieg hat hier in unserer Gegend den Anfang genommen. Es werden hier einige nähere Ausführungen aus ihm gegeben. Eine Chronik der Stadt Villingen teilt über den Anfang dieses Aufstandes folgendes mit:

 

Eines Tages, im Jahr 1524, als das Landvolk der Landgrafschaft Stühlingen beschäftigt war, ließ die Gräfin von Lupfen einigen auf dem Feld beschäftigten Leuten befehlen, Schneckenhäschen zu sammeln, damit ihre Mägde Garn darauf winden können. Als sie sich des Befehls weigerten, drohte sie mit harter Strafe. Dieser Vorfall gab Veranlassung zum Ausbruch einer längst in den Gemütern genährten Gärung. – Heute wird dieses Vorkommnis stark bezweifelt. – Alsbald vereinigten sich entschlossene Männer der vier Gemeinden Stühlingen, Bettmaringen, Bonndorf und Ewattingen zur Abwerfung des Joches ihrer Herrschaft. Zwölfhundert an der Zahl schwuren miteinander Lieb und Leid zu teilen und zogen unter Führung des Johann (Hans) Müller von Bulgenbach auf die Kirchweih nach Waldshut 1524. Der Einzug in Waldshut geschah in freudiger Stimmung und unter freudigem Jauchzen der Bauern, mit denen eine evangelische Bürgergemeinschaft geschlossen wurde. Der Zweck des Bundes war, sich keinem anderen Herrn mehr zu unterwerfen als dem Kaiser und alle Klöster und Schlösser zu zerstören. Die Forderungen der Aufständischen hiesiger Gegend waren in 16 Artikeln enthalten. Die wichtigsten hiervon sind:

 

…         Dass die Bauern ihren Herren weder hagen noch jagen wollen; alles

            Gewild‚ Wasser und Vögel frei sein sollen.

 

…         Dass sie Büchsen und Armbrust frei tragen dürfen.

 

…         Dass sie ihrem Hauptherrn nicht mehr Mist führen.

 

…         Dass sie nicht mehr mähen, schneiden, heuen und noch das Heueinführen sollen

 

…         Dass man keinen mehr türmen oder blocken, der das Rcht verbürgen kann (wer nicht fluchtverdächtig ist)

 

…         Dass sie wollen künftig weder Steuer, Schatzung noch Umgeld geben.

 

…         Dass sie wollen kein Baukorn mehr geben, auch nicht mehr (zur Fron) zu Acker gehen.

 

…         Dass wenn einer sich erhängt oder sonst entleibet, der Herr dessen Gut nicht nehme.

 

…         Dass der Herr keinen beerbe, solange noch mehr verwandte vorhanden sind.

 

…         Dass Abzug und Vogtrecht abgeschafft werden sollen.

 

Ferner:

…         Wer Wein im Hause hat, soll denselben ungestraft jedermann ausschenken dürfen

 

…         Wer vom Vogt eines Frevels wegen angezeigt wird und ihn mit guter Zeugenschaft nicht überweisen kann, soll ungestraft bleiben.

 

Anstatt Gewährung aller dieser berechtigten Forderungen, erfolgte eine völlige Niederlage der Aufständischen und es trat noch größere Unterdrückung ein.

 

Weil der Anführer der Bauern in Südbaden ein Sohn unserer Heimatberge ist, soll einiges aus seinem Leben hier angeführt werden:

 

Hans Müller geboren in Bulgenbach war ein Kriegsmann, der das Waffenhandwerk in Kämpfen wider König Franz von Frankreich mitgemacht hatte.

 

Sein Äußeres, seine große Beredsamkeit, seine Schlauheit und Welterfahrung befähigten ihn zum obersten Bauernführer. Als Hauptmann im Schwarzwalde zeigte er sich in der Schar seiner Trabanten in rotem Mantel und Barett mit Feder. Hinter ihm her fuhr der Ziewagen mit Bändern geschmückt, der die Sturmfahne trug. Vor ihm ritt der Zierhold mit den abgefassten Artikeln, die in den Gemeinden verlesen wurden.

Zug des Hans Müller

In Bonndorf geschah die Vereinigung der Hegauer, Klettgauer und Fürstenbergischen Haufen mit denen aus de Bar und dem Schwarzwald. Es waren etwa 4000 Mann beisammen. Der Zug des Hans Müller nahm den Weg im April 1525 über Löffingen, Bräunlingen, Hüfingen, Pfohren. Seine verstärkten Haufen nahmen schnell nacheinander die Schlösser Alt-Fürstenberg, Donaueschingen, Lupfen, Wartenberg ein und holten daraus die besten Geschütze; weiter zog die Truppe gen Möhringen, Engen, Aach, und Radolfzell, wo ein großer Teil des hegauischen Adels mit den Familien lag, mit der geretteten, besten Habe. Er schloss die Stadt von allen Seiten ein, die für die Bauern wegen der Verbindung mit der Schweiz sehr wichtig war. Der Stadt wurde jegliche Zufuhr abgeschnitten. Durch Georg, Truchseß von Waldenburg, Hauptmann des Schwäbischen Bundes, wurden sie vom Feinde befreit und der Rückzug der Bauern erfolgte durch die Baar, an Villingen vorbei nach Triberg und St. Georgen. Unterwegs ließ er die Schlösser Zindelstein und Neu-Fürstenberg abbrennen. Der Obervogt von Fürstenberg hatte sich als Bauerngegner gezeigt und wurde durch die Spieße gejagt. Villingen lehnte Müllers Angebot ab, als er die Stadt zum Beitritt zur Waffenbrüderschaft aufforderte. – Das Kloster St. Georgen blieb infolge der Gastfreundlichkeit des Abtes und der Mönche unversehrt.

 

 

Am 11. Mai brach der Haufen auf überFurtwangen nach den Klöstern St. Märgen und St.Peter und erreichte gegen Mittag Freiburg. Die Not der Hauptstadt des Breisgaues war groß; denn sie war vom Kriegsvolke sehr entblößt, weil sie ihre Landsknechte den Städten  Villingen, Laufenburg und Säckingen als Hilfe geschickt hatte. Das Wasser der Stadt wurde abgegraben und die Beschießung setzte ein. Mit fliegenden Fahnen zogen die Haufen um die Stadt, um ihren Bewohnern die Macht recht augenscheinlich zu machen. Doch man war über die heilige Sache der Bauern geteilter Meinung. Der Rat der Stadt bemerkte bei den Wachen zunehmende Untreue und glaubte, sie könnten über die Mauern hinaus mit den Bauern allerlei günstige Verhandlungen eingehen. Der Oberste der Schwarzwälder und 300 Bauern wurden nach längeren Beratungen mit bewehrter Hand in die Stadt eingelassen, um den Bürgern den Brüdereid abzunehmen. Nach der Zahlung von 3000 Gulden und Abgabe von vier Geschützen zogen sie wieder am 24. Mai ab.

 

Der Rückzug führte über Waldkirch, Elzach, Rohrhardsberg ins Brigachtal um endlich über die heimatlichen Gefilde wieder ins Lager nach Radolfzell zu kommen. Da es aber den Haufen an geregelter Führung mangelte, und sich Zerfall durch Bestechung zeigte, ferner vielen Bauern wegen der Nähe der Ernte sich nach Hause begaben, wurde der Rest am Hilzinger Steig in zweistündigem Kampfe geschlagen. Viele flüchteten, andere ergaben sich. Mehrere Hauptleute wurden enthauptet, auch Hans Müllers Haupt fiel in Laufenburg.

 

Anmerkung: am 22. August 1911, abends 9 Uhr, brannte infolge Blitzschlags das Wohn und Ökonomiegebäude des Badewirts Karl Morath in Bulgenbach ab. Es gehörte mit zu den ältesten Bauernhäuser der Gegend und soll im hinteren Holzteil die Heimatstätte der großen Bauernführers H. Müller gewesen sein.