Adel im Mittelalter und in der Neuzeit
Birkendorf und sein Adel im Mittelalter und der Neuzeit
Von Ita von Birkendorf bis zum Kloster St.Blasien
Gab es einen Ortsansässigen Birkendorfer Adel oder hatten andere im Ort das Sagen? Beides war der Fall.
„Ita von Sachsen und Birkendorf“ von der wir durch eine Schenkung wissen, war wohl die einzige Repräsentantin des Hochadels im Ort, aber eine hochkarätige. Von ihr wissen wir, dass sie sich wahrscheinlich im Alter hierher zurück zog. Von einer ortsansässigen Hochadelsfamilie kann nach ihr nicht mehr die Rede sein. In der folgenden Zeit, bis in das 15. Jahrhundert kann man aber in Urkunden und Verträgen von niederadligen Herren von Birkendorf lesen, sei es als Vertragspartner oder als Zeugen von Verträgen.
1150 wird Heinrich von Birkendorf in Sanktblasischen Urkunden unter den Edlen des Schwarzwaldes genannt.
1298 Erlawin von Birkendorf ist Zeuge bei einem Hofverkauf:
Die Brüder Ulrich und Berchthold von Gutenburg verkaufen für 80 Pfund Pfennige ihren Hof zu Heubach an Werner den Waibel von St. Blasien. 1)
Zwischen 1329 – 1344 taucht ein Heinrich von Birkendorf einige Male als Zeuge in Urkunden in Waldshut, Säckingen und Baden auf. Mal ist er Bürger von Waldshut, mal von Säckingen und von Lauffenburg. 2)
1332 Johann und Sigin von Plumpenbach verkauften ihrem Oheim Heinrich von Birkendorf den Reutehof bei Küssaberg 3)
1342- Über einen Werner von Birkendorf wird dem Schreiber dieses vom Staatsarchiv des Kantons Basel-Stadt auf Anfrage das nachstehende durch Herrn Dr. Paul Roth vermerkt:
(v. 11. Febr. 1957) 3b)
Genannte Persönlichkeit ist von 1342 bis Ende 1360 als Stadtschreiber von Basel, einer der höchstbesoldeten Beamten der Stadt nachweisbar. Er legte das älteste Ratsprotokoll, das sog. Rote Buch des Rates an. Von seiner Hand stammen die Aufzeichnungen über das große Erdbeben von Basel vom 18. Oktober des Jahres 1336. Wahrscheinlich legte er anfangs 1361 sein Amt als Stadtschreiber nieder. Im Dezember 1361 wird sein zwischen Aeschenvorstadt und St. Albanvorstadt gelegenes Haus in einer Urkunde genannt; er wird als tot erst 1375 erwähnt. Wenn auch sein Geburtsort nicht mehr mit Sicherheit für Birkendorf im Schwarzwald festgestellt werden kann, so ist doch naheliegend, dass sein Name auf der Herkunft dieses Ortes beruht. Das „von“ bedeutet vor seinem soviel wie „aus“. Das Geschlecht ist in Basel nicht weiter verbreitet; wir wissen nichts von Trägern dieses Namens.
gez. Dr. Paul Roth
Staatsarchivar
des Staatsarchivs Basel Stadt
1353 Heinrich von Birkendorf verkauft den Klosterfrauen von Riedern sein Gut zu Seewangen, welches er für eigen genossen 4)
1386 Fritschi von Birkendorf sagte 1386 den Eidgenossen vor der Sempacher Schlacht ab. (Als früher Schaffhauser Bürger) 5)
1381 Im Jahre 1381 kauft Rudolf Birchidorf, den man nennt den Legerer ein Haus und einen Garten gen. Des Gelzers Garten „niderent der Bachbrugge“ von Wetzel von Hegi um 250 Goldgulden5b)
Die Annehmlichkeiten einer Stadt schienen auf den Adel eine größere Anziehungskraft gehabt zu haben, als ein Dorf im Schwarzwald. Ein Beispiel hierfür ist Erlawin von Birkendorf. Er gab seinen Sitz in Birkendorf auf und bildet seinen Schwerpunkt mehr im Osten der Landgrafschaft und wird Bürger von Schaffhausen.
1403 kaufte Erlawin von Birkendorf von Ulrich von Wollfurth die Advokatie zu Lausheim, 2)
1405 „Erlawin zu disen Ziten Vogt zu Blumenegg“ 2)
1405 übergab er seine Güter in Birkendorf an Johann von Wollfurth gegen den Zehend in Münchingen und Ebnet. 2)
In dieser Urkunde schrieb sich Wollfurth: „Ich Hans von Wollfurth, sesshaft zu Birkendorf.“ 4)
Lange Jahre findet man in Schaffhauser Urkunden immer wieder Vorgänge mit denen „von Birkendorf“ 5)
1416 Erlawin von Birkendorf füert in seinem Sigel obgesetzten Schilt und Helm mit dieser Umbschrift:
S. Erlawini de Birkendorf
Wappen in der Rüegerhanschrift 8)
1421 Erlawin v. Birkendorf, Hans Fridbert, …. , leisten Bürgschaft für die Stadt (SH)
1449 Erlawins Wittwe Dorothea verkauft einen Gulden Geldes an Heiner Hügelin, Schuhmacher
1452 Heinrich v. Birkendorf, sesshaft zu Louffenbg. U.s. Frau Anna Zechender
1462 derselbe siegelt d. 12. Dec. 1476, Aarau, Königsh 1474 Jkr. Hainr. V. Birkendorf verkauft ein Gütlin, das klein Gütlin genannt, zu Grimmelshofen, Apt zu S.Blasin, um 10 rynisch Guldin
Ein Wappen mit der Birke im Kreuzgang des Klosters Allerheiligen wies noch auf die Patrizierfamilie von Birkendorf hin, es ist aber nicht mehr erhalten
Soviel zur Schaffhauser Zeit derer von Birkendorf.
Zurück zu den Herren von Wolffurt. Albert Kürzel, Pfarrer von Gündelwangen, schreibt von ihnen: 4)
Sie waren schon Ende des 14. Jh. Im Besitz der Grafschaft Bonndorf. Während ihrer Anwesenheit hatten sie ihren Sitz bald auf dem Schlosse Tannegg bald auf jenem zu Birkendorf. Der alte Sitz der Herren von Wolffurt ist aber das Dorf mit seiner Ruine oberhalb Bregenz. Sie stammen aus Schottland. Im 13. Jh. soll die Familie M’Dewx the Wolf wegen politischer Verfolgung das Land verlassen und sich in Italien als auch in Deutschland niedergelassen haben, wo ihr Name in Wolfesford und Wolffurt überging. Der Name Wolffurt war ziemlich verbreitet er lebte im bregenzischen Rheintale, in Schwaben, auf dem Schwarzwalde, im Breisgau und in Ungarn. Wahrscheinlich war das Umsichgreifen der Eidgenossenschaft der Grund für eine weitere Auswanderung des Zweiges dieser Familie.
Die Gerichtsbarkeit in Birkendorf lag in den Händen der Herren von Roth. (Rothaus!?)
1363 kam sie durch Friedrich von Roth an die von Erzingen. Heinrich von Erzingen verkaufte
1483 Erzherzog Sigmund verleiht Birkendorf an Simon von Erzingen 7)
1530 Die Stadt Schaffhausen als Nachfolgerin des Klosters Allerheiligen, das in der Reformation aufgelöst wurde, tauschte zur Abrundung der Gebiete mit den Stühlinger Landgrafen Wilhelm und Christoph von Lupfen, Rechte in Grafenhausen und Birkendorf gegen die Ortschaften Schleitheim und Beggingen aus. Birkendorf gehört somit zur Landgrafschaft Stühlingen. Schaffhausen behielt sich aber auf der Gemarkung Grafenhausen das Recht vor, 360 ha Wald zu bewirtschaften, ein Recht, das bis auf den heutigen Tag besteht. Heute noch betreut ein eigener kantonaler Förster den Schaffhauser Wald. 9)
1582 sterben die Lupfener aus
1605 Nach längeren Erbstreitigkeiten erhält Max von Pappenheim die Landgrafschaft Stühlingen und somit Birkendorf. Dies sind die Pappenheimer, die Friedrich Schiller im „Wallenstein“ nennt: “Ich kenne meine Papenheimer!“
1612 Wegen chronischer Geldnot verkauft Max von Pappenheim Birkendorf an das Kloster St. Blasien, das es in seine Herrschaft Bonndorf eingliedert.
Seitdem gehört Birkendorf in die Herrschafts St. Blasiens
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1) Zeitschrift für die Geschichte des Oberrheins
ZGO, Bd 3, 1853, S. 362
2) Oberbadisches Geschlechterbuch, bd1, 1898
3) ZGO, Bd 5, 1854, S..236
4) Albert Kürzel, Pfarrer von Gündelwangen, Die ehemalige sanktblasische Reichsherrschaft Bonndorf
5) Johann Jakob Rüeger, Chronik der Stadt und Landschaft Schaffhausen
5a) Rüeger, Handschrift
5b) Anmerkungen im Druck der Rüegerchronik
6) Krieger, Topografisches Wörterbuch, S 201
7) Metz, Rudolf, Geologische Landeskunde des Hotzenwalds, Lahr, 1980
8) Aus dem Manuskriptband „Peyersche Abschrift“ der „Rüeger Chronik“, entstanden 1749
Stadtbibliothek SH
9) Seelsogeeinheit Oberes Schlüchttal