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Die Igelschlatter Mühle

Dort, wo sich der Birkendorfer Campingplatz befindet,stand früher eine Mühle.

 

Igelschlatter Muehle Karte2

 

Geht man in der Umgebung Birkendorfs spazieren oder studiert man eine Wanderkarte, so findet man am Berghang zur Schlücht nahe dem Campingplatz Namen wie Müllersberg, Müllersbergweg, Müllers Hofgut und Müllers Lagerplatz. Man wird aber die dazugehörige Mühle nicht finden. Es handelt sich um die Igelschlatter Mühle, die seit dem Jahre 1880 nicht mehr existiert. Die Mühle lag am jetzigen Gemeindeverbindungsweg zwischen Birkendorf und Igelschlatt etwa 100 Meter vor der Brücke über die Schlücht auf Birkendorfer Gemarkung.

 

In einem Mühlenbrief von 1615 wird dem Müller von Abt Martin von St.Blasien versichert, daß auf dem Birkendorfer Bann keine Mühle zum Schaden der Igelschlatter Mühle errichtet werden soll. Die Mühle war zu dieser Zeit nicht gebannt, das heißt, dass sie keine Zwangsmühle für die Bauern war. Dies wird von St.Blasien im Jahre 1775 bestätigt.

 

 In diesem Zusammenhang wird auch erwähnt, dass Kaufbriefe schon im Jahre 1498 von diesem Zwange schwiegen.1744 beschwerte sich der Igelschlatter Müller Ferdinand Berger, wegen des Weiderechtes seines Viehes auf der Herrschaftsallmend. Es wurde dahin entschieden, daß Berger hieran nicht gehindert werden solle, sondern in "guothem fried und Einigkeith die Gemeinsambe waidung fortgesetzet werden, soviel der Müller Vieh aus seinen Güethern überwintern kann.“ [1]

 

Die Igelschlatter Müller müssen für die damaligen Verhältnisse wohlhabend gewesen sein. In einem Berein für die Gemarkung Igelschlatt, der im Jahre 1847 aufgestellt wurde, wird der Müller Josef Berger gemeinsam mit Leodegar Fechtig, dem Stabhalter von Igelschlatt, als gemeinsamer Besitzer der Igelschlatter Säge, dem heutigen Sägewerk Braun, und dem dazugehörigen Grundbesitz von 26 Morgen genannt. Der Müller hatte also neben seiner Mühle noch Anteil an der Säge, die damals aus einer Gipslattensäge, Haus, Schür und Waschhaus, einer Sägemühle und einer Reibe bestand.

 

Der Müller Josef Berger hatte auch für den damaligen Bierbrauer Selg in Birkendorf für 5000 Gulden gebürgt. Als dieser 1849 in Schwierigkeiten geriet und die Brauerei vergantet (=zwangs-versteigert) wurde, griff Katharina Berger, die Witwe des nun verstorbenen Müllers zu, so daß nun die Birkendorfer Bräue in den Besitz der Familie Berger kam.

 

In der Vermögensübergabe der Ww. Katharina Berger im Jahre 1851 erfahren wir in der detaillierten Auflistung des ganzen Besitzes genaue Zahlen über die Größe der Mühle.[2] Der Mühlenbesitz bestand aus einem zweistöckigen Wohnhaus mit Anbau und zwei Schöpfen. Hierin befand sich eine Mühle mit zwei Mahlgängen und einem Gerbgang; einer Scheuer mit Stallungen beim Haus; einer Gipslattensäge neben dem Haus; einer Beimühle und einem zweistöckigen Haus mit Öle. Zur Mühle gehörten an zusammenhängendem Grundbesitz 23,796 ha Land.

 

handriss-42b

Igelschlatter Muehle alter Plan klein

 

Von den neun Kindern der Witwe Berger erbte der älteste Sohn Johann Nepomuk den Mühlenbesitz, der jüngste Sohn erhielt die Brauerei in Birkendorf. Die anderen Söhne und Töchter erhielten jeweils 500 Gulden. Von Sohn Richard Berger erfahren wir später, daß er nach Amerika ausgewandert war. [3]

 

Johann Nepomuk Berger war nun der letzte Müller der Igelschlatter Mühle. Von ihm wissen wir, daß er seinen ererbten Besitz 26 Jahre später, 1876 an den Badischen Staat verkaufte.[4] Der Kaufschilling betrug 46.300 Mark. Ob Berger aus freien Stücken oder wegen hoher Schulden verkaufte, ist noch nicht geklärt, es deuten jedoch einige Fakten auf eine Verschuldung hin. Berger durfte die Mühlengebäude noch drei Jahre benutzen und verpflichtete sich im Kaufvertrag, bis zum 1. Januar 1880 sämtliche Gebäude abzubrechen und den Schutt auf den Gemeindeweg von Birkendorf nach Igelschlatt, soweit jener sich im Talgrunde sich befindet, aufzuführen.[5] Es stimmt also nicht, daß die Mühle abgebrannt ist.

 

Die Großherzogliche Bezirksforstei ließ den größten Teil des Besitzes aufforsten, nur die Wiese im Talgrund blieb. Heute befindet sich darauf der Birkendorfer Campingplatz. Entlang des östlichen Randes des Campinggeländes kann man noch den ehemaligen Mühlekanal verfolgen.

 

 (Hansjörg Gäng, 1990/2014)

 

 

 

 

 

Dort, wo es einst zur Mühle hin ging, arbeitet ein Bauer mit oder gegen seinen Esel.

 

Wer wohl der Esel ist?

igelschlatter_mueller

 

 

 


 

[1] Chronik von Oberlehrer Hermann S. 148

 

[2] Grundbuch Band III S. 405

 

[3] Grundbuch Birkendorf Band VI Nr 179 S.450

 

[4] Grundbuch Birkendorf Band VI Nr. 179 S.444

 

[5] Birkendorfer Grundbuch Band VI Nr. 179 S. 446