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Kolumban Schnitzer und seine Glocken

Ein Handwerker mit großem künstlerischem Geschick

 

Als Kolumban Schnitzer von seiner Wanderschaft als junger Glockengießergeselle aus München und Ungarn zurückkam baute er bald danach im Jahre 1843 in der Bühlstraße ein Wohnhaus mit einer Werkstatt.

 

 

 

Der 25-jährige Meister goss seine ersten drei Glocken, im Jahre 1843 für die katholische Gemeinde in Kappel bei Lenzkirch. Ein Jahr später fertigte er zwei Glocken für seine Heimatgemeinde Birkendorf. Im Turm der St.Margareta Kirche bilden sie zusammen mit der Glocke seines Lehrmeisters Josef Muchenberger aus Blasiwald ein äußerst harmonische Geläute. Interessant ist, dass Muchenberger seine Glocke nur ein Jahr zuvor gefertigt hatte

 

Bis zum Jahr 1881 hat Kolumban Schnitzer 71 Glocken gegossen. (àsiehe Glockenverzeichnis) 1882 hat Sohn Berthold eine Glocke für Weilheim Bürgeln signiert. Berthold hatte aus gesundheitlichen Gründen eine Glockengießerlehre in München abgebrochen, arbeitete aber bis zu seinem Lebensende 1928 in der Werkstatt seines Bruders Bernhard. Wie es scheint hat der 64-jährige Kolumban seinen Söhnen die Arbeit in der Gießerei überlassen und kümmerte sich um sein Bürgermeisteramt und die Landwirtschaft.

 

Zurück zu den Glocken: Seine Kleinste Glocke goss Kolumban Schnitzer für P.Wunderle in Fischbach,. Sie wog gerade mal 35 Pfund. 1860 lieferte Schnitzer vier Glocken nach Hochsal. Die schwerste wog 3200 Pfund. Sie läutete im weit sichtbaren „Alten Hotz“ wie der dortige Kirchturm genannt wird. Leider ist sie in Kriegszeiten eingeschmolzen worden.

 

glocke gaechlingen-gemeindehaus

Nach den Birkendorfer Glocken goss Kolumban im Jahre 1845 die einzigen seiner Glocken, die im Ausland läuten und die einzigen in einer evangelischen Kirche, nämlich vier Glocken für Gächlingen im oberen Klettgau1. Drei dieser Glocken läuten noch immer in der Gächlinger Kirche.

 

Bild links: Die kleinste Glocke wurde um 1900 ins Gemeindehaustürmchen gehängt, wo sie sich noch immer befindet. ( Bild Helmut Kaiser )

 

Auffallend ist die künstlerische Qualität von Schnitzers Glocken mit ihren Verzierungen, Bändern Friesen Girlanden und Figuren. Der erzbischöfliche Glockeninspektor Kurt Kramer äußert in seinem Bericht2 von 1992 die Vermutung, dass Schnitzer mit einem Bildhauer zusammengearbeitet habe. Er vermutet auch, dass er zeitweise an der Kunstakademie in Luzern oder Bern war.

 

glocke gaechlingen rosendekor

Gächlinger Rosendekor

glocke gaechlingen-gemeinde Traubendekor

Traubendekor

 

Bilder: Helmut Kaiser

 

Der Birkendorfer Glockengießer war einer der wenigen, die sich ihres Handwerks so sicher waren, dass er auf den Glocken deren Ton vermerkte. Wie sein Lehrmeister Josef Muchenberger aus Blasiwald.

 

glocke gaechlingen ton-A

glocke gaechlingen-gemeinde Ton F

 

 

Tonangaben an Gächlinger Glocken

 

Die Glocken von Kolumban Schnitzer läuteten in der Region in: Bärental, Bettmaringen, Binzgen, Birkendorf, Boll, Breitnau, Bulgenbach, (Bürgeln), Detzeln, Epfenhofen, Fischbach, Freiburg, Fützen, Gächlingen, Grafenhausen, Grimmelshofen, Gündelwangen, Hochsal, Horheim, Kappel, Kiesenbach, Mauchen, Obermettingen, Oberwihl, Raßbach, Rechberg, Reiselfingen, Riedern.a.W., Schlageten, Schönenbach, Seewangen, Staufen, Steinabad, Tiefenhäusern, Überauchen, Unteralpfen, Unterwangen, Wellendingen,

 

Die Wegstrecken um 30-40 km scheinen kurz gewesen zu sein. In der damaligen Zeit mit Leiterwagen, Pferde- oder Ochsengespannen auf Naturstraßen waren sie beim Gewicht der Glocken eine Herausforderung.

 

Außer Glocken goss Schnitzer auch Teile für Brauereieinrichtungen. Gusseiserne Wegkreuze von ihm sind noch vielerorts zu finden.

 

11-Feuerspritze

Im Jahre 1844 wurde Schnitzer von der Gemeinde Berau mit der Lieferung einer neuen Feuerspritze beauftrag. Die alte hatte ihren Geist aufgegeben. Die Spritze sollte 600 Gulden kosten, die alte aber mit 800 Gulden in Zahlung genommen werden. (Wurden hier die Zahlen verdreht?) Im Kostenvoranschlag steht, dass es sich um eine Spritze mittlerer Gattung handle, die in einer Minute sechs bis sieben Eimer Wasser auf etwa 30 Meter, treibe mit ununterbrochenem Strahl. Zur Spritze gehörten auch 30 Meter „Hampfene“, also Hanfschläuche.3

 

Woher Kolumban Schnitzer die Rohmetalle für seinen Betrieb bezogen hat, ist noch unklar. Die Höllentalbahn Freiburg-Neustadt wurde erst 1882 in Angriff genommen. Die Bahnlinie Basel Waldshut war 1856 fertig. Holzkohle wurde damals um Birkendorf an einigen Kohlplätzen hergestellt.

 

Dr. Werner vom Geologischen Landesamt in Freiburg sagt, das Kupfer sei aus Mittelberg in den Tauern, sowie aus dem Harz gekommen. Das Zinn stamme aus dem Erzgebirge. Beide wurden als Metalle wurden vor Ort verhüttet und dann auf dem Fluß- und Landweg transportiert.

 

DerGlockensachverständige Kurt Kramer weiß, dass das Kupfer für die Glockengießer in Schaffhausen und Waldshut  aus Tirol kam. Für Birkendorf seien keine Quellennachweise vorhanden. Es seien wahrscheinlich die gleichen Lieferanten gewesen. Das Zinn kam immer aus dem Erzgebirge. Der Anteil bei Glocken war bei maximal 22 Prozent. 4

 

 

 


 

1 Badische Zeitung, 24.Mai 2008

2 Bericht der Glockeninspektion Erzbistum Freiburg Nr. G 1091

   von Glockeninspektor Kurt Kramer, 16.11.1992

3 Zeitungsbericht von Hans Matt-Willmatt

4 Erfragt von Helmut Kaiser