Die Birkendorfer Kirchenglocken
Teil 1: Ein bildhauerisch wie klanglich beachtliches Dreiergeläute
In seinem Bericht über den Glockenturm, den Glockenstuhl, die Glocken und die Läuteanlage der kath. Pfarrkirche St.Margaretha in Birkendorf misst Kurt Kramer, der erzbischöfliche Glockeninspektor dem Geläute eine besondere Bedeutung zu. 1
„Das Geläute von St.Margaretha in Birkendorf stellt sowohl klanglich als bildhauerisch eine Rarität in der Glockenlandschaft Badens dar. Der Dur-Dreiklang trotz stark verengter Dur-Terz besitzt Wärme und Klangfülle mit leicht romantisch-melancholischem Einschlag. Alle drei Glocken sind für diese Zeit ausgezeichnete Klanginstrumente mit besonders charaktervoller Tongebung.
Der Klangqualität in nichts nach steht die Glockenzier aller drei Glocken. Alle drei glocken sind reich verziert und mit reich gegliederten Ornamanten versehen. Die hohe Qualität der figürlichen Darstellungen lässt die Mitarbeit durch einen Bildhauer vermuten. Das Selbstbewußtsein des Gießers in der Inschrift der großen Maria-Magdalena-Glocke: ‚ Mein TON IST G IN DER MITTLEREN OKTAV‘, eine der wenigen Glocken, auf denen der Gießer die Tonhöhe vermerkt hat. Den Namen des mitwirkenden Bildhauers ausfindig zu machen, wäre eine lohnende Aufgabe.“1
Kurt Kramer vermutet auch, dass Kolumban Schnitzer sich auf Kunstakademien in Luzern oder Bern weitergebildet hat.
Große Glocke
Maria Magdalena
1200 Pfund
1844
Kolumban Schnitzer
ø 105,5,cm
Bilder: Kaiser / Gäng
Mittlere Glocke
Maria
600 Pfund
1843
Joseph Muchenberger
ø 83,5 cm
Kleine Glocke
Johannes
360 Pfund
844
Kolumban Schnitzer
ø 71 cm
Glockeninschriften: 2
IM JAHR 1844 WURDE ICH
VON DER LÖBLICHEN / BÜRGERSCHAFT BIRKENDORF
UNTER THAETIGER MITWIRKUNG
DES BÜRGERMEISTER WEILER
UND / GEMEINDSRECHNER
KESSLER HIERHER GESTIFTET /
UND VOM HIESIGEN GLOCKEN-
GIESSER / KOLUMBAN SCHNITZER GEGOSSEN
ZUR ANDACHT ARBEIT UND ZUR
RUH, RUF ICH ALLEN CHRISTEN ZU
MEIN TON IST G IN DER
MITTLEREN OKTAV
DURCH FEUER UND FLAMMEN BIN
ICH GEFLOSSEN
JOSEPH MUCHENBERGER AUS
BLASIWALD HAT MICH GEGOSSEN
TON B
Die Glocke hatte in den 80er Jahren
einen Riss, es war am Klang zu hören.
Mit einem Kran der Firma Villiger
wurde sie vom Turm geholt und in
der Nähe von Ulm geschweißt.
UEB IMMER TREU UND
REDLICHKEIT / BIS IN DEIN
KUEHLESGRAB; / UND WEICHE
KEINEN FINGER BREIT / VON
GOTTES WEGEN AB.
GEGOSSEN VON KOLUMBAN
SCHNITZER IN BIRKENDORF
ANNO 1844
Joseph Muchenberger war der Lehrmeister von Kolumban Schnitzer. Er hatte in Blasiwald im Ortsteil Strass seine Glockengießerei.
Die mittlere Glocke musste in den 80er-Jahren noch einmal vom Turm geholt werden, weil sie einen Riss bekommen hatte und bei Ulm geschweißt werden musste. 4
In einem Zeitungsbericht vom 24. Juli 1982 zitiert Brigitte Matt-Willmatt den königlichen Musikdirektor und erzbischöfliche Orgelbaudirektor Johann Diebold. Diebold hatte während des 1. Weltkriegs, am 17. Juli 1917, ein Gutachten über die hervorragende Qualität des Birkendorfer Glockengläutes erstellt, um die Abgabe der Glocken zu Rüstungszwecken zu verhindern. 3
Weitere Bilder von den Birkendorfer Glocken
1 Bericht der Glockeninspektion Erzbistum Freiburg vom 16. November 1992
2 Glockenatlas
3...Brigitte Matt-Wilmatt, Südkurier, 24.7.1982
4 Otto Blatter, ehemaliger Meßmer